CSU-Klausur im Kloster Banz

Die CSU geht am Dienstag im oberfränkischen Kloster Banz in Klausur. Zweieinhalb Monate vor der Bundestagswahl kommt auch die Kanzlerin nach Oberfranken.
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Bei der CSU-Klausur in Wildbad Kreuth wird alljährlich der „Geist von Kreuth“ beschworen. Nun klausurt die CSU im oberfränkischen Kloster Banz, wo ein Geist bislang vermisst wird. Als Ersatz dient Bundeskanzlerin Angela Merkel.

München - Seit jeher stehen die Klausuren der CSU-Landesgruppe in Kloster Banz im Schatten der Wintertagungen in Wildbad Kreuth. Das liegt nicht nur daran, dass die verschneite Kreuther Alpenkulisse noch etwas fernsehtauglicher ist als das hoch auf einem Hügel über dem Maintal gelegene Barockkloster. Es liegt auch daran, dass die CSU-Bundestagsabgeordneten eine disziplinierte Formation sind: Schon ihre Kreuther Tagung ist ungeachtet des sogenannten Geistes von Kreuth meistens unspektakulär – die Banzer Klausuren jedoch sind in aller Regel Musterbeispiele der Ereignislosigkeit.

Doch wenn sich die CSU-Landesgruppe an diesem Dienstag wieder in Kloster Banz trifft, hat sie einen Gast, der womöglich den bislang fehlenden Banzer Geist ersetzen wird: Zweieinhalb Monate vor der Bundestagswahl kommt Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). „Es steht natürlich der Wahlkampf im Vordergrund“, sagt Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt. Zumal in Bayern nicht nur die Bundestagswahl am 22. September ansteht, sondern eine Woche zuvor auch die Landtagswahl. Deswegen kommen nicht nur die amtierenden Bundestagsabgeordneten, sondern auch die neuen Direktkandidaten.

Störfeuer der CSU braucht Merkel nicht zu fürchten. Im Gegenteil ist es so, dass die CSU Bundeskanzlerin Angela Merkel als Wahlkampflokomotive sehr viel mehr in Anspruch nehmen wird als in bisherigen Wahlkämpfen üblich, wie ein CSU-Sprecher ankündigt. Merkel war in diesem Jahr bereits mehrfach in Bayern. Bis zur Wahl wird ein geschätztes Dutzend weiterer Auftritte folgen – mal als wahlkämpfende CDU-Chefin, mal als vorgeblich nicht wahlkämpfende Bundeskanzlerin.

Zwar hat die CSU mehrere eigene Wahlkampfforderungen, die nicht im Unionsprogramm enthalten sind – besonders die nach einer Pkw-Maut für Ausländer, nach einer regionalisierten Erbschaftsteuer und nach bundesweiten Volksabstimmungen über wichtige EU-Entscheidungen. „Aber das ist in einer Union mit zwei Schwesterparteien nichts Neues“, sagt Hasselfeldt. Die CSU-Forderungen sollen offensichtlich in keiner Weise irgendwie störend wirken. „Da muss man lange zurückdenken, dass so viel Harmonie war“, sagte Parteichef Horst Seehofer am Donnerstag bei der Eröffnung der CSU-Wahlkampfzentrale in München.

Für die CSU ist die Landtagswahl noch wichtiger als die Bundestagswahl. Nach den Bayern-Umfragen kann sie mit einer absoluten Mehrheit rechnen – aber den CSU-Strategen ist natürlich nicht entgangen, dass viele Umfragen der vergangenen Jahre weit daneben lagen. Gleich zu Beginn seiner Amtszeit im Herbst 2008 gab Seehofer die Devise aus, dass es für die CSU gar kein anderes Ziel geben könne als die absolute Mehrheit. Daran wird Seehofer im Herbst gemessen werden – nicht an dem sehr viel bescheideneren offiziellen Wahlziel einer Fortsetzung der Koalitionen mit der FDP in München und Berlin.

Obwohl es für Seehofer also um alles geht, versucht der CSU-Chef derzeit den Eindruck zu erwecken, als blicke er einer Art Vergnügungsreise entgegen: „Mit der Gelassenheit, der Fröhlichkeit, der Freude habe ich mich noch selten auf einen Wahlkampf zubewegt“, versicherte er treuherzig. Die CSU-Wahlkampagne solle „im Stil leicht und locker“ werden. Doch wenig fürchtet die CSU so sehr wie die Leichtigkeit und Lockerheit ihres Chefs. Denn Seehofer verursacht regelmäßig CSU-internen Ärger, wenn er gut gelaunt über die Parteifreunde herzieht. Insofern hoffen manche CSU-ler derzeit heimlich, dass die Banzer Klausur nicht allzu leicht und locker ausfällt – sondern bewährt ereignislos.

 

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