CSU: Die verlorenen Schäfchen kehren zurück

Wie wurde der überraschend deutliche Sieg von Horst Seehofer bei der Landtagswahl möglich? Die CSU hat die Stimmen der Enttäuschten wieder gewonnen - aber warum? Die Wahl-Analyse.  
von  tan
Das Kreuzchen unter dem Kruzifix: Die CSU hat viele Wähler wieder zutückgewonnen.
Das Kreuzchen unter dem Kruzifix: Die CSU hat viele Wähler wieder zutückgewonnen. © dpa

Wie wurde der überraschend deutliche Sieg von Horst Seehofer bei der Landtagswahl möglich? Die CSU hat die Stimmen der Enttäuschten wieder gewonnen - aber warum? Die Wahl-Analyse.

München - Und woran lag es nun? Die Wahlforscher hatten die Antwort schnell parat: Die CSU hat es geschafft, viele frühere Anhänger zurückzugewinnen. Dazu kommt, dass viele Bayern zwar grundsätzlich ein Korrektiv an der Seite der Christsozialen gut finden – die FDP empfanden eine Mehrheit aber als Totalausfall in dieser Rolle.

Mit der etwas seltsamen Überschrift „Rückkehr zur Normalität – absolute Mehrheit für die CSU“ betitelte die Forschungsgruppe Wahlen ihre Analyse. Und in der Tat: Die allermeisten Wähler, die den Zuwachs der CSU ausgemacht haben, waren nicht wirklich neu. Sie hatten früher immer ihr Kreuz bei den Schwarzen gemacht – und eben nur 2008 bei der Erdrutsch-Wahl mit 17 Prozentpunkten Verlusten nicht. Damals waren sie vor allem ins Nichtwähler-Lager gewandert, einige auch zur FDP. Und die sind jetzt wieder zurückgekehrt, zumindest viele von ihnen.

Die deutlich gestiegene Wahlbeteiligung erklärten die Analysten auch genau damit: Die CSU-Anhänger, die 2008 nach dem Sturz Stoibers und der Macht-Übernahme durch Günther Beckstein und Erwin Huber daheim geblieben sind, kamen diesmal wieder an die Urne. Die Verwandten-Affäre störte sie nicht: Nur sieben Prozent der CSU-Wähler sagen laut der ARD-Analyse, dass dieses Thema für sie eine Rolle gespielt hat.

Viel wichtiger war die Wahrnehmung: Bayern geht es großartig. 2008 hielten 40 Prozent der Bayern die wirtschaftliche Lage für gut – diesmal waren es 84 Prozent. „So einen Wert haben wir noch nie irgendwo gemessen“, staunte ARD-Wahlexperte Jörg Schönenborn. Und 69 Prozent der Befragten sehen die gute Lage vor allem als Verdienst der CSU.

Allerdings: Es sind nicht alle CSU-Wähler zurückgekehrt. Schwach blieb sie vor allem bei Stadtbewohnern (hier holte sie 39 Prozent). Und: Je höher die Bildung, desto niedriger die Werte für die CSU. Von den Bayern mit Uni-Abschluss wählten nur 37 Prozent CSU, das ist deutlich unter ihrem Durchschnitt von 49 Prozent. Und was erklärt nun den Absturz der FDP? Erstens natürlich die Kehrseite des oben beschriebenen Effekts: 2008 wurde sie durch damals enttäuschte CSU-Wähler künstlich aufgepumpt, jetzt ist sie wieder auf den Stand davor zurückgefallen. Zweitens waren die Wähler mit ihrer Rolle als Koalitionspartner unzufrieden: 74 Prozent der bayerischen Wähler sagen, man habe nicht bemerkt, dass die FDP mitregiert hat.

Und welche Rolle haben die Personen gespielt? Auffallend ist, dass Christian Ude (SPD) in den Punkten Glaubwürdigkeit, Sympathie und Bürgernähe besser abschneidet als Seehofer. Aber: Der Amtsinhaber punktet mit Durchsetzungsstärke gerade auch für bayerische Interessen. Und: 58 Prozent der Bayern sagen, er habe die CSU zu alter Größe zurückgeführt. Das Parteiansehen von 2,3 auf einer Skala von minus 5 bis plus 5 „bedeutet fast wieder das hohe Reputationsniveau der Stoiber Ära“, so die Forschungsgruppe Wahlen. Die SPD hat im Ansehen leicht zugelegt, Grüne und Freie Wähler stagnieren. Und sagt die Bayern-Wahl nun etwas über den Bund aus? Kaum, da sind sich die Wahlforscher einig.

 

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