CSU-Computerspiel: Teure Heldensuche
Mit einem Computerspiel will die Bayerische Staatsregierung junge Bayern von ihrer Politik überzeugen. Der Spaß kostet die Steuerzahler über 100000 Euro. Das sorgt für Ärger im Landtag.
München - Erst versuchte Horst Seehofer mit einer Facebook- Party modern zu sein. Nun probiert er’s mit einem Computerspiel auf Kosten der Steuerzahler. Für über 100.000 Euro sucht seine Staatskanzlei online „Bayerns Heldinnen und Helden“. Durch das Browser-Spiel mit dem Titel „Aufbruch Bayern“ führt eine Bavaria im Barbie-Look und bläut den Spielern die angeblichen Erfolge der Staatsregierung ein. Das sorgt im Web für Spott und im Landtag für Ärger.
„Da wird die Bevölkerung gezielt hinters Licht geführt und das Geld der bayerischen Steuerzahler vernichtet“, kritisiert SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher. Er hat eine Anfrage im Landtag gestellt und will nun genaue Aufklärung. „Das Spiel ist ein Riesenschmarrn und eine Geldvernichtung dazu.“
Kreiert wurde es nicht im High-Tech-Land Bayern, sondern von der Firma „Takomat“ in Köln. Die wirbt: „Bayern möchte seinen Bürgern einen inneren Gipfelsturm ermöglichen. Das schreit nach Helden.“ Und Bavaria sei eine gute Mutter, die will, dass „ihre Kinder glücklich werden“. So präsentiert sie vor allem die CSU-Familienpolitik und suggeriert den Spielern, dass Bayern bei der Kinderbetreuung ganz weit vorne ist.
„Von wegen“, hält Rinderspacher dagegen. „Da hat Bayern die rote Laterne und ist Schlusslicht.“ Auch Grünen- Fraktionschefin Margarete Bause hat’s getestet. Ihr Fazit: „Wenn das der Aufbruch Bayerns ist, dann gute Nacht. Das ist eine absolute Peinlichkeit.“
Diese Erkenntnis wollte sich Staatskanzlei-Minister Thomas Kreuzer (CSU) offensichtlich bisher ersparen. Er ist zwar der zuständige Minister für Medien und Spiele in der Regierungszentrale – das Werk aus seinem Hause aber hat er noch nicht ausprobiert, räumt er gegenüber der AZ ein. „Das muss ich erst noch machen. Da bin ich nicht auf dem neuesten Stand.“ Zumindest zum Inhalt aber kann er was sagen: „Wir wollten zeigen, dass es auch pädagogisch wertvolle Spiele gibt und natürlich auch für Bayern werben, wo es steht.“
Das kann sich der Spiele-Minister im Internet anschauen: Beim „Making-of“ von Aufbruch Bayern auf Youtube gab’s gestern neun positive und über 100 negative Bewertungen. „Ich schäme mich so für Bayern“, schreibt ein User. Viele können im Freistaat das Spiel eh nicht online spielen. Um es zu laden braucht’s gleich eine halbe Minute, hat Rinderspacher herausgefunden. „Da geht bei der langsamen Breitbandverbindung auf dem Land eh nix“, spottet er über die CSU. „Und 150000 Haushalte in Bayern haben noch nicht mal einen Anschluss.“