CSU bremst Kreidl aus

Parteichef Seehofer hat genug von seinem Skandal-Landrat und fordert, dass der auf seine Kandidatur in Miesbach verzichtet. Das aber wird knifflig.
von  Angela Böhm
Kreidl kann wohl nichts mehr retten. Auch Seehofer stärkt ihm nicht mehr den Rücken. Im Gegenteil.
Kreidl kann wohl nichts mehr retten. Auch Seehofer stärkt ihm nicht mehr den Rücken. Im Gegenteil. © dpa

Und jetzt auch noch ein Schwarzbau? Parteichef Seehofer hat genug von seinem Skandal-Landrat und fordert, dass der auf seine Kandidatur in Miesbach verzichtet. Das aber wird knifflig

München/ Miesbach - Ihre Stimme zittert. „Es glaubt ja koana mehr, was ma aa sagt“, erklärt Elisabeth Kreidl am Montagmorgen der AZ am Telefon. Sagen will sie eigentlich nix. Nicht zur Verfassung ihres Mannes Jakob, der sich am Sonntag krank gemeldet hat. Wie’s ihm geht? „Fürchterlich, des können Sie sich ja denken“, lässt sie sich dann doch entlocken.

Die Kreidls müssen daheim in Fischbachau schon geahnt haben, was am Montag passieren wird. Morgens trifft sich der CSU-Vorstand in München im Franz-Josef-Strauß-Haus, beschließt einstimmig das Ende der politischen Karriere ihres einstigen Vorzeige-Landrats Jakob Kreidl. Parteichef Horst Seehofer fordert ihn auf, auf seine Kandidatur bei der Kommunalwahl am 16. März zu verzichten. Das sei die Meinung des gesamten Vorstand, so Seehofer. Die CSU gibt also den Landkreis Miesbach, das Zentrum ihres Kernlandes, das mitten im Reich von Seehofers Kronprinzessin Ilse Aigner liegt, verloren.

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Es ist jetzt ein rein politisches Spiel. Einen Ersatzkandidaten kann die CSU nicht mehr aufstellen. Die Fristen sind vorbei, die Wahlzettel mit Kreidl schon gedruckt. Das einzige, was die CSU noch retten könnte: Kreidl ist so krank, dass er nicht mehr als Landrat antreten kann. Dazu allerdings müsste dann in den nächsten Tagen vom Amtsarzt festgestellt werden, dass der CSU-Kandidat dienstunfähig ist. Ein amtsärztliches Attest aber ist nach Meinung des Miesbacher Wahlleiters Martin Pemler innerhalb von knapp drei Wochen nicht möglich.

Beim Treffen des Parteivorstands ist Seehofer fassungslos. „Bitter“ sei die Affäre, sagt er. Und: „Katastrophal“. Seine Kronprinzessin Ilse Aigner fordert er auf: „Ilse, du musst dich da drum kümmern.“ Als CSU-Chefin von Oberbayern ist sie auch für den Miesbacher Landrat verantwortlich.

Jeden Tag waren aus dem Tegernseer Tal neue Hiobsbotschaften gekommen. Angefangen hatte alles mit einer 120000 Euro teuren Geburtstagsparty, an der sich die Sparkasse mit 77000 Euro beteiligt hatte. Dann folgte die Renovierung und Ausstattung des Landratsbüros mit einem spektakulären Schreibtisch und zwei wertvollen Kunstwerken – finanziert von der Sparkasse. Dazu noch ein paar schöne Reisen. Und der erschwindelte Doktortitel und die 1500 Euro, die Kreidl seiner Ehefrau als Landtagsabgeordneter gezahlt hatte.

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20 Zentimeter brachten dann am Wochenende das Fass zum Überlaufen. Die Kreidls bauen sich gerade ein neues schönes Haus in Elbach. Die Wand ist 20 Zentimeter höher geworden als genehmigt. Die Dachneigung wurde um ein paar Grad verschoben, berichtet der „Miesbacher Merkur“. Ein Schwarzbau also. Und das alles drei Wochen vor der Kommunalwahl.

Jakob Kreidl geht nicht mehr ans Telefon. Seine Frau, versteht die Welt nicht mehr: „Des Haus steht doch erst ihm Rohbau.“

 

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