Coronavirus: Warnung vor möglichem "Massensterben" in Syrien

Im verheehrenden Bürgerkrieg in Syrien sind auch systematisch Krankenhäuser und Kliniken Ziel der Bomben geworden. Das könnte jetzt dramatische Folgen für die Menschen haben, denn Hilfe gegen den Coronavirus gibt es nicht.
dpa |
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Das Shami-Krankenhaus in der Provinz Idlib, nachdem es Ziel von einem Luftangriff war.
Anas Alkharboutli/dpa/dpa Das Shami-Krankenhaus in der Provinz Idlib, nachdem es Ziel von einem Luftangriff war.

Berlin/Idlib - Hilfsorganisationen warnen vor dramatischen Folgen, sollte sich das neuartige Coronavirus unter Vertriebenen im Nordwesten Syriens ausbreiten.

"Dann muss man, so brutal sich das anhört, fast schon mit einem Massensterben rechnen", sagte Dirk Hegmanns, Regionaldirektor der Welthungerhilfe für Syrien, der Deutschen Presse-Agentur. "Da die russische Luftwaffe systematisch Klinken zerstört hat, gibt es dort keine Gesundheitsversorgung." So gebe es im gesamten Nordwesten Syriens ganze 50 Beatmungsgeräte.

Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO zeigte sich wegen der Lage im Nordwesten Syriens "extrem besorgt". Die Bevölkerung in der Region sei besonders gefährdet, unter anderem wegen eingeschränkter Gesundheitsversorgung, erklärte WHO-Sprecher Hedinn Halldorsson. Die WHO arbeite daran, Ausrüstung für Coronatests in die Region zu bringen. Tests sollten in der kommenden Woche beginnen.

Die Region um die Stadt Idlib ist das letzte große Rebellengebiet des Bürgerkriegslands. Seit Dezember sind nach UN-Schätzungen fast eine Million Menschen vor Bombardierungen und den Truppen der Regierung geflohen. Die humanitäre Lage ist Hilfsorganisationen zufolge ohnehin dramatisch. Es fehlt akut an Lebensmitteln, Unterkünften und Heizmaterial. Seit fast zwei Wochen gilt eine Waffenruhe, die die Schutzmächte Russland und Türkei vereinbart hatten.

Moskau unterstützt im Bürgerkrieg die Regierung. In den vergangenen Monaten wurden mehrfach Krankenhäuser in dem Rebellengebiet getroffen. Aktivisten und Menschenrechtler werfen Russland und Syrien vor, gezielt lebenswichtige Infrastruktur zu bombardieren.

Syrien hat bisher offiziell noch keine Coronavirus-Infektionen gemeldet. Hegmanns erklärte, es lägen auch aus den Regionen unter Kontrolle von Regierungsgegnern keine Zahlen vor.

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) warnte, eine Ausbreitung des Coronavirus im Norden Syriens könnte ohne zusätzliche Hilfe zu einer kritischen Lage führen: "Die Erkrankung würde sich sehr schnell ausbreiten, vor allem in Lagern." Klinken und Gesundheitszentren wären von einem Patientenansturm überfordert.

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