Comeback-Hillary
Hillary Rodham Clinton hat es wieder einmal gezeigt – sie ist am besten, wenn sie mit dem Rücken zur Wand steht. Die frühere First Lady gewann am Dienstag drei von vier Vorwahlen. Entschieden ist damit aber noch nichts.
Clinton sicherte sich die Mehrheit der Delegierten in den bevölkerungsreichen Schlüsselstaaten Ohio und Texas. Der Sieg in Rhode Island war das Sahnehäubchen. Vor allem aber stoppte sie den schier unaufhaltsamen Schwung ihres Konkurrenten Barack Obama und kann mit einiger Zuversicht auf die nächste Vorwahl am 22. April in Pennsylvania blicken.
Noch vor wenigen Tagen war sie abgeschrieben worden, das Ende ihres Wahlkampfs schien absehbar. Dann konzentrierte sie sich ganz auf Ohio und Texas und zeigte, dass sie kämpfen kann. Sie griff Obama frontal an, stellte seine Führungsqualitäten infrage.
Obama bei Delegierten weiter knapp vorn
So schön ihre Siege auch sind, um ihrem Wahlkampf wieder Schwung zu verleihen - bei den Delegiertenstimmen hat sich nur wenig zu ihren Gunsten verändert. Da führt weiter – wenn auch knapp – Obama. „Es wird weiter schwer für sie“, sagt der demokratische Parteistratege Bill Carrick. „Die Kampagne von Obama war von Anfang an auf einen langen Kampf angelegt. Clinton suchte den Knockout, aber es gab keinen, und es wird keinen geben.“
Hillary Clinton gab sich aber erst einmal zuversichtlich. „Wie Ohio, so das ganze Land“, sagte sie nach ihrem Sieg vor jubelnden Anhängern in Columbus. „Dieses Land steht wieder auf, und das tut auch diese Kampagne.“
Immer wieder unerwartete Wendungen
Obama gab sich seinerseits gelassen und versicherte seinen Anhängern, er werde der Präsidentschaftskandidat seiner Partei werden, egal wie das Ergebnis am Dienstag auch ausfalle.
Diese Vorwahlen erlebten schon einige unerwartete Wendungen und Ohio und Texas passen so gesehen genau in dieses Schema. Obamas starke Wahlkampforganisation stand dabei gegen Clintons Anspielung auf die Hoffnung vieler Demokraten, erstmals eine Frau an die Spitze der USA zu befördern.
Wähler kehren zu Clinton zurück
Wählernachfragen der Nachrichtenagentur AP zeigten, dass viele Wähler, die in jüngster Zeit ins Lager von Obama geschwenkt waren, in Texas und Ohio wieder zu Clinton zurückkehrten. Auch die Frauen, die Clinton zuletzt im Stich gelassen hatten, unterstützten sie jetzt wieder. Bei den weißen Frauen hatte sie in Texas einen Vorsprung von 20 Prozent vor Obama, in Ohio war das Verhältnis gar zwei zu eins. Auch sonst gelang es ihr, ihre Basis zu mobilisieren. In Texas bekam sie zwei Drittel der Stimmen der Wähler lateinamerikanischer Abstimmung.
Beiden Lagern ist aber klar, dass sich bei den Delegiertenstimmen insgesamt nicht so viel tun wird und dass Obama seine Führung behält. Wie es mit ihrer Kampagne weitergehe, werde sie sagen, nachdem die letzte Stimme ausgezählt sei, kündigte Clinton an. Ohne die Siege in Ohio und Texas wäre es aber wohl ausgeschlossen gewesen, dass sie den Wahlkampf noch weiter fortsetzt. Das hatte auch ihr Mann, Expräsident Bill Clinton, noch in der vergangenen Woche gesagt.
Sie war erstaunlich ruhig geblieben, als sie eine Wahl nach der anderen verlor und auch prominente Unterstützer ins Lager von Obama wechselten. Rastlos trieb sie in den vergangenen Wochen ihren Wahlkampf voran und sammelte erstaunliche 35 Millionen Dollar (23 Millionen Euro) vor allem an Kleinspenden im Februar. Zugleich verschärfte sie ihre Angriffe auf Obama und trieb in ihn die Defensive.
Positiv oder negativ für die Demokraten?
Uneins sind sich die Parteistrategen derzeit noch, ob sich der dahinziehende Wahlkampf positiv oder negativ auf die Chancen der Demokraten im Herbst auswirkt. So meint Jennifer Palmieri, die für Bill Clinton im Weißen Haus arbeitete, wenn der Wahlkampf noch einige Wochen weitergehe, dann könne der Sieger – `der, wie ich glaube, Obama sein wird“ – deutlich gestärkt daraus hervorgehen.
Beth Fouhy, AP