Clintons Sieg vor der Niederlage
Senatorin Clinton macht weiter. Zwar ist die Kandidatur Obamas nach Ansicht der meisten amerikanischen Medien so gut wie sicher, doch beharrt Clinton auf ihren Chancen. In Puerto Rico hat die Senatorin die Wähler überzeugt.
Hillary Clinton hat die US-Vorwahl der Demokraten auf der Karibikinsel Puerto Rico mit großer Mehrheit gewonnen. Dennoch liegt ihr Konkurrent Barack Obama nach 48 Vorwahlen bei den Delegiertenstimmen praktisch uneinholbar vorn.
US-Medien gehen fast übereinstimmend davon aus, dass Obama bis Ende dieser Woche die notwendige Anzahl der Delegierten zu seiner Nominierung hinter sich bringen kann. Die letzten beiden Vorwahlen sind am Dienstag in den Bundesstaaten South Dakota und Montana.
Obama wäre der erste Schwarze, der in der US-Geschichte bei einer Präsidentenwahl antritt. Bei den Republikanern ist so gut sicher, dass der 71-jährige John McCain bei der Präsidentenwahl am 4. November antritt. Clinton kam nach Auszählung von 99 Prozent der Wahlbezirke auf 68 Prozent der Stimmen in Puerto Rico. Auf Obama entfielen lediglich 32 Prozent. Allerdings können die Bewohner der Insel, die mit den USA assoziiert ist, bei der Präsidentenwahl nicht abstimmen. Obama, der Clinton zu ihrem Wahlsieg gratulierte, äußerte sich optimistisch, dass er seine Partei in die Wahlen führt. Es komme darauf, McCain zu stoppen, der «die Politik der Regierung Bush um weitere vier Jahre verlängern» wolle. Allerdings meldete auch Clinton ihren Anspruch auf die Kandidatur an. Zwar habe Obama mehr Delegierte für sich gewonnen, sie habe dagegen bei den fast 50 Vorwahlen mehr Wählerstimmen erhalten. Zudem sei sie am besten in der Lage, bei den Präsidentenwahlen im November den Republikaner John McCain zu schlagen. Dies müssten sich die «Superdelegierten» klar machen, die bei der Nominierung das letzte Wort haben. «Lasst uns weiterkämpfen», rief sie der jubelnden Menge am Sonntagabend in San Juan zu. US-Medien gehen allerdings davon aus, dass Obama die weitaus besten Chancen zur Nominierung hat. Möglicherweise werde Clinton nach dem Ende der Vorwahlen am Dienstag das Handtuch werfen, hieß es. Die frühere First-Lady vermied bei ihrer Rede im Unterschied zu früher jeden direkten Angriff auf ihren Rivalen Obama. Auch ging sie nicht auf die jüngste Entscheidung der Parteiführung über die für sie ungünstige Bewertung der Delegiertenstimmen aus Florida und Michigan ein. Erst am Samstag hatte die Parteiführung den Bemühungen Clintons einen schweren Schlag versetzt. In einer streckenweise turbulenten Sitzung einigte sich der Regelausschuss bei der Wertung der US- Vorwahlen in Florida und Michigan zugunsten Obamas. Demnach werden die Delegierten beider Staaten beim Nominierungsparteitag nur die Hälfte ihres Stimmrechts erhalten. Experten meinten, damit habe Obama die Präsidentschaftskandidatur praktisch in der Tasche. Allerdings behielt sich Clinton, die die Vorwahlen im Januar in Florida und Michigan klar gewonnen hatte, auch die Option weiterer, parteiinterner Beschwerden vor. Empörte Clinton-Anhänger sprachen von einer «Entführung von Wählerstimmen» und von einem «Verbrechen». Clinton hatte verlangt, dass alle Stimmen voll gezählt werden. Nach Berechnung des US-Fernsehsenders CNN kommt Obama nach der Entscheidung über Florida und Michigan auf 2050 Delegiertenstimmen, Clinton auf 1877. Die Mehrheit für die Nominierung liege nunmehr bei 2118 Delegierten. Um diese Zahl zu erreichen, benötige Obama nach dem Ende der Vorwahlen vermutlich nur noch die Unterstützung von rund 20 Superdelegierten. Die Entscheidung des Regelausschusses war notwendig geworden, weil Florida und Michigan ihre Vorwahlen entgegen den Parteiregeln auf Januar vorgezogen hatten. Darauf hatte die Parteiführung den Delegierten das Stimmrecht für den Parteitag Ende August entzogen. (dpa)
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