Clintons großer Coup in Korea

Der ehemalige Präsident Bill Clinton befreit die beiden zwei Journalistinnen aus Korea – nun rätseln alle, was er mit Machthaber Kim besprach.
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Bill Clinton
ap Bill Clinton

PJÖNGJANG/BURBANK - Der ehemalige Präsident Bill Clinton befreit die beiden zwei Journalisten aus Korea – nun rätseln alle, was er mit Machthaber Kim besprach.

Es ist die Geschichte von zwei jungen Frauen und zwei nicht mehr ganz jungen Politfüchsen: Die spektakuläre Befreiung der US-Journalistinnen Laura Ling und Euna Lee durch einen Sondereinsatz des Ex-Präsidenten Bill Clinton elektrisiert die USA.

Am Mittwochmittag landete Clintons Maschine auf dem kalifornischen Flughafen Burbank. In einem Hangar begrüßten die Familien die beiden Heimkehrerinnen: Viele Tränen flossen aus sichtlicher Freude über das glimpfliche Ende des Dramas. Die beiden waren bei Dreharbeiten verhaftet und zu zwölf Jahren Arbeitslager verurteilt worden.

Doch auf der politischen Schiene ist schon längst eine andere Debatte entbrannt: Hat Washington durch den Coup Nordkoreas Diktator Kim Jong Il zu einem besseren Stand auf der Weltbühne verholfen? Wird dieser nun noch selbstbewusster seinen Atom-kurs gegen den Rest der Welt durchfechten?

Sogar von einer Annäherung zwischen der neuen US-Regierung von Barack Obama und dem kommunistischen Staat ist bei US-Kommentatoren die Rede. Das wäre eine totale Wende im Umgang mit Nordkorea. Denn immerhin haben westliche Politiker Nordkorea in den letzten Jahren gemieden wie verseuchtes Gelände. Die Vorgängerregierung von George W. Bush listete den Staat in ihrer „Achse des Bösen“ auf.

Kein Wunder also, dass nun viele gerne wüßten, was genau in den dreieinhalb Stunden besprochen wurde, die Kim und Clinton in Pjöngjang zusammensaßen: Gab es Zusagen im Atomstreit oder einen anderen Deal, von dem noch keiner weiß? Sicher ist jedenfalls, dass Kim der Coup auch innenpolitisch genutzt hat. Seit Monaten ist er, von schwerer Krankheit gezeichnet, unter Druck. Nun präsentiert er sich wieder als handlungsfähiger Staatslenker.

Offiziell hatte das Weiße Haus die Clinton-Tour als dessen „private Reise“ heruntergespielt – eine kaum glaubhafte Interpretation. Denn schließlich ist Ehefrau Hillary amtierende Außenministerin – und der Umgang mit der Diktatur eine der wichtigsten außenpolitischen Fragen. Die Clintons haben jedenfalls durch den Fall einmal mehr Oberwasser: Hillary, derzeit auf ihrer ersten Afrikareise, gab in Kenia erfreut zu Protokoll: „Ich habe mit meinem Mann im Flugzeug gesprochen und alles ist gut gelaufen.“ mue

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