Clinton greift in psychologische Trickkiste

Am Dienstag geht es für Clinton um Alles oder Nichts. Bei den Vorwahlen in Texas und Ohio bekämpft sie den parteiinternen Rivalen Obama mit einem umstrittenen Werbespot - und schürt dabei die Angst vor Terror.
von  Abendzeitung
Mit der Freundlichkeit ist es vorbei.
Mit der Freundlichkeit ist es vorbei. © dpa

Am Dienstag geht es für Clinton um Alles oder Nichts. Bei den Vorwahlen in Texas und Ohio bekämpft sie den parteiinternen Rivalen Obama mit einem umstrittenen Werbespot - und schürt dabei die Angst vor Terror.

Hillary Clinton, mit dem Rücken zur Wand, hat tief in die Kiste der Wahlkampftricks gegriffen. Kurz vor den entscheidenden Vorwahlen in Texas und Ohio sorgt ihr TV-Spot für Wirbel: «Es ist drei Uhr nachts und Ihre Kinder schlafen in Sicherheit. Aber es gibt ein Telefon im Weißen Haus, und es klingelt. Etwas passiert in der Welt. Ihre Stimme wird entscheiden, wer diesen Anruf annimmt. Ob es jemand ist, der die politischen Führer der Welt bereits kennt...», raunt eine Stimme aus dem Off. «Clinton spielt die Angst-Karte aus», kommentieren US-Zeitungen. Letzter Versuch einer Verliererin - oder kann sie das Blatt tatsächlich noch einmal wenden?

Nach elf Siegen ihres Rivalen Barack Obama geht es für Clinton am Dienstag um Alles oder Nichts. Clinton ist 60 Jahre alt, Obama 46, der Verweis auf «mangelnde Erfahrung« des Jüngeren gehört seit Beginn des Wahlkampfes zum Standard-Argument Clintons, mit wenig Erfolg. Doch mit dem TV-Spot setzt Clinton so ungeschminkt wie noch nie auf ihren vermeintlich letzten Trumpf - ihre Jahre als First Lady im Weißen Haus. Dabei ist es just Ehemann Bill, der sie derzeit erheblich unter Druck setzt. Ohne Wenn und Aber meinte der Ex-Präsident jüngst, falls sie nicht in Texas und Ohio gewinne, müsse sie aufgeben. Angesichts neuester Umfragen versucht das Wahlkampfteam der Ex-First-Lady verzweifelt zurückzurudern: Auch ein Sieg in nur einem Bundesstaat würde ihr genügen, dann würde sie weitermachen - es droht ein Duell ohne Ende, ein Alptraum-Szenario für Parteistrategen.

Je länger das Duell zwischen Clinton und ihrem schwarzen Rivalen dauert, je härter und hässlicher die Auseinandersetzung wird, desto riskanter wird es für die Partei - und desto leichter hat es der republikanische Gegner John McCain. Schon warnen führende Demokraten hinter vorgehaltener Hand vor einer Zerreißprobe für die Partei, falls sich das Rennen tatsächlich bis zum Nominierungsparteitag im Spätsommer hinziehen sollte. Die Gefahr einer Schlammschlacht werde immer größer. Doch Obama, dem Clinton immer offener die Befähigung zum Präsidenten abzusprechen versucht, setzt sich auf seine Weise zur Wehr: Auch er geht mit einem TV-Spot an die Öffentlichkeit, auch darin sieht man friedlich schlafende Kinder, auch hier klingelt ein Telefon im Weißen Haus.

Nur der Text ist am Ende ein klein wenig anders: Die raunende Stimme aus dem Off fragt, ob man nicht lieber einen Präsidenten wolle, «der von Anfang An gegen den Irakkrieg gestimmt hat?» Das ist Obamas stärkster Trumpf im Wahlkampf. (Peer Meinert, dpa)

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