«Climagate»: Geheimdienste unter Verdacht

LONDON - Der elektronische Datenraub vor der UN-Klimakonferenz war offenbar das Werk von Profis. Ein ehemaliger Berater der britischen Regierung glaubt, dass Lobbyisten oder ausländische Spione dahinter stecken.
Hinter dem Diebstahl des E-Mail-Verkehrs englischer Klimaforscher Ende vergangenen Jahres könnten nach Einschätzung eines Fachmanns US-Lobbyisten oder Geheimdienste gesteckt haben.
Der ehemalige oberste wissenschaftliche Berater der britischen Regierung, David King, sagte «The Independent», der Diebstahl von mehr als eintausend Mails und Dokumenten aus dem Klimainstitut der Universität von East Anglia scheine für einen einzelnen Hacker zu professionell durchgeführt worden zu sein. Das sei eine außerordentlich ausgeklügelte Operation gewesen, sagte King, der aber keinen Geheimdienst oder Lobbygruppe namentlich nannte.
Bedeutende geschäftliche Interessen
Der Nachrichtenagentur AP sagte er auf Nachfrage einschränkend, dass er nicht in die laufenden Untersuchungen der Polizei und der Universität eingebunden sei. Kreise in den USA, hinter denen bedeutende geschäftliche Interessen steckten, hätten eine große Summe darauf ausgesetzt, die Forschung über den Klimawandel zu destabilisieren. Deshalb sei es wahrscheinlich, dass entweder jemand für sie hinter dem Hackerangriff stecke oder ausländische Spione, sagte King.
Das sogenannte Climagate hatte vor der UN-Klimakonferenz in Kopenhagen für Wirbel gesorgt. Teile der E-Mail-Korrespondenz tauchten im Internet auf und wurden von Leugnern des Klimawandels dahin ausgelegt, dass Wissenschaftler die Gefahr übertrieben oder gar ganz erfunden hätten.
apn