CIA-Opfer El Masri schweigt: Die Folgen der Entführung

Der angeklagte Deutsch-Libanese soll im September 2009 den Bürgermeister von Neu-Ulm in dessen Büro verprügelt haben – der Angeklagte wirkt völlig abwesend während des Prozesses
von  Abendzeitung
Khaled el Masri zupft an seinem langen, dunklen Bart.
Khaled el Masri zupft an seinem langen, dunklen Bart. © dpa

MEMMINGEN - Der angeklagte Deutsch-Libanese soll im September 2009 den Bürgermeister von Neu-Ulm in dessen Büro verprügelt haben – der Angeklagte wirkt völlig abwesend während des Prozesses

Er sagt kein Wort, weder zu seiner Person noch zu den Vorwürfen: Seit gestern steht der Deutsch-Libanese Khaled el Masri (46) in Memmingen vor Gericht. Der Vorwurf: Vorsätzliche Körperverletzung und versuchte gefährlicher Körperverletzung. Sein Opfer: Der Oberbürgermeister von Neu-Ulm, Gerold Noerenberg (CSU).

Im September 2009 war Khaled el Masri in das Büro des Oberbürgermeisters gestürmt und hatte mit Fäusten auf den Kommunalpolitiker eingeschlagen. Der OB erlitt Prellungen im Gesicht, außerdem brach ein Fingergelenk, der Finger bleibt wohl für immer krumm. El Masri hatte bei dem Angriff drei seiner sechs Kinder bei sich.

Der Deutsch-Libanese gilt als traumatisiert. 2004 wurde er vom US-Geheimdienst nach Afghanistan verschleppt und dort fast sechs Monate gefangen gehalten. Seitdem ist im Leben des Familienvaters nichts mehr wie vorher. „Er ist verzweifelt, weil seinem Wunsch, das ihm widerfahrene Unrecht zu verfolgen, nie entsprochen wurde“, sagte sein Anwalt Manfred Gnjidic.

Da bei El Masri Wiederholungsgefahr besteht, ist er seit der Attacke auf den OB in U-Haft. Im Januar 2007 hatte er bereits in einem Neu-Ulmer Großmarkt Feuer gelegt und war dafür zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe verurteilt worden.

El Masri wirkte während der Verhandlung abwesend. Fast ununterbrochen strich er mit den Fingern durch seinen Bart. „Er lässt seit Monaten niemanden mehr an sich ran“, berichtet Gnjidic. Der Anwalt meint, El Masri hätte den OB nicht angegriffen, wenn die Bundesregierung etwas zur Wiedergutmachung unternommen hätte. Der Prozess geht weiter. job

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