Christine Haderthauer: Ein Scheck, der zur Belastung wird

München - Die ehemalige Chefin der Staatskanzlei hat mehrmals öffentlich beteuert, dass sie sich nichts vorzuwerfen habe und Opfer einer üblen Verleumdungskampagne geworden sei. Aus einem vertraulichen Bericht der Staatsanwaltschaft an den Landtag geht etwas völlig Anderes hervor. Danach besteht der Verdacht, dass sie viel stärker an Tricksereien beteiligt war, als bisher bekannt ist.
Um Einnahmen aus den Modellauto-Geschäften gezielt an der Steuer vorbeizuschleusen, soll sich Christine Haderthauer auch ihrer betagten Mutter bedient haben.
Hohe Geldbeträge, bei denen es sich nach Ansicht der Staatsanwaltschaft um Erlöse aus dem Modellautoverkauf handelt, wurden von Käufern direkt auf das Konto der Mutter überwiesen und von dort auf das Privatkonto der Ex-Ministerin weitergeleitet. In den Bilanzen der Firma „Sapor Modelltechnik“, an der Christine Haderthauer als geschäftsführende Gesellschafterin beteiligt war, tauchten diese Beträge nicht als Einnahmen auf.
Aus dem Bericht der Staatsanwaltschaft geht hervor, dass das Haderthauersche „Steuersparmodell“ über viele Jahre hinweg angewandt worden sein dürfte.
Allein im Jahr 2005 reichte die Ex-Ministerin danach drei Schecks (3000 Euro, 11 648 Euro, 3200 Euro) auf ihrem Privatkonto ein, bei denen es sich um Erlöse aus dem Modellautoverkauf gehandelt haben soll. In der Firmenbilanz erscheinen diese Einzahlungen nicht.
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Den direkten Weg auf das Privatkonto fanden mutmaßliche Firmenerlöse nach Überzeugung der Ermittlungsbehörden auch in den folgenden Jahren. Im August 2006 zum Beispiel reichte Christine Haderthauer demnach einen Scheck über 7196,37 Britische Pfund (10590,91 Euro) der Firma „Transport Collector Auctions Ltd.“ ein. Der Umstand, dass sie bei der Transaktion selbst namentlich als Begünstigte in Erscheinung trat, widerspricht ihrer Erklärung, lediglich „stille Teilhaberin“ gewesen zu sein.
Angesichts weiterer Erkenntnisse der Staatsanwaltschaft erscheint auch ihre frühere Erklärung, die Firma 2008 verkauft zu haben, um Interessenskonflikten mit ihrem Amt als Ministerin von vornherein vorzubeugen, fragwürdig. Immerhin stellten Ermittler auch noch 2010 einen Zahlungseingang fest.
Ab dem Jahr 2009 kam auch die Mutter von Christine Haderthauer ins Spiel. Unter dem Verwendungszweck „Simplex, Mercer“, die Bezeichnung einer produzierten Modellreihe, wurden nach den Feststellungen der Ermittler im März 2009 von einem Kunden der Firma „Sapor Modelltechnik“ 40 000 Euro auf das Konto von Christine Haderthauers Mutter überwiesen. Zwei Tage später leitete diese das Geld in zwei Teilbeträgen auf zwei verschiedene Konten des Ehepaars Haderthauer weiter.
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Die in der Modellauto-Affäre ermittelnde Staatsanwaltschaft München II wollte sich zu dem Verfahren nicht äußern – ebenso wenig wie Christine und Hubert Haderthauer, die unter dem Verdacht des Betrugs und der Steuerhinterziehung stehen.