Christian Wulff alleine beim Frühstück?

Mit einem „Nürnberger Frühstück“ will die CSU heute den künftigen Bundespräsidenten besiegeln. Doch am Freitag sah es noch so aus, als müsse Christian Wulff im Raum Seoul der Nürnberger Messe alleine frühstücken.
von  Abendzeitung
Wahlkampf? Ach wo. Hier lässt sich Wulff vor dem Spiel gegen Ghana mit Schwarz-Rot-Gold schminken.
Wahlkampf? Ach wo. Hier lässt sich Wulff vor dem Spiel gegen Ghana mit Schwarz-Rot-Gold schminken. © dpa

Mit einem „Nürnberger Frühstück“ will die CSU heute den künftigen Bundespräsidenten besiegeln. Doch am Freitag sah es noch so aus, als müsse Christian Wulff im Raum Seoul der Nürnberger Messe alleine frühstücken.

NÜRNBERG Mit Kaffee, Semmeln und Marmelade hat die CSU schon Geschichte geschrieben. Beim legendären „Wolfratshauser Frühstück“ zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Edmund Stoiber wurde die Kanzlerschaft festgezurrt. Mit einem „Nürnberger Frühstück“ will die CSU heute den künftigen Bundespräsidenten besiegeln. Doch am Freitag sah es noch so aus, als müsse Christian Wulff im Raum Seoul der Nürnberger Messe alleine frühstücken. Bei den Christsozialen hatte nämlich kaum jemand Lust auf einen Kaffee mit dem Kandidaten. Per Brandbrief versuchte Fraktions-Chef Georg Schmid am Freitag, die Abgeordneten noch wachzurütteln.

Schließlich hat sich CSU-Chef Horst Seehofer für seinen kleinen Parteitag eine ganz große Wulff-Show gewünscht. Niemand sollte den Bayern in der Koalition vorwerfen, dass sie nicht alles für die Wahl des Bundespräsidenten getan haben. Statt der sonst üblichen 200 Delegierten wurden nun 400 eingeladen, um Wulff am Wochenende vor der Bundesversammlung zu huldigen.

Doch der Kandidat zieht bei der Basis nicht so recht. So schickte Schmid am Freitag um 11:39 Uhr per Rundmail an alle CSU-Landtagsabgeordneten einen donnernden Frühstücks-Appell. Er wolle die lieben Kollegen und Kolleginnen „nochmals daran zu erinnern“, dass sie vor Beginn des Parteitags von 9 bis 10 Uhr „den Kandidaten von CDU, CSU und FDP für das Amt des Bundespräsidenten bei einem Frühstück näher kennen lernen“ können. „Ich denke, dass dies eine sehr gute Möglichkeit ist, sich vor der Bundesversammlung ein eigenes Bild vom künftigen Bundespräsidenten zu machen.“

Was würde das für ein Bild machen, wenn Wulff kommt – und keiner geht hin? Das macht Schmid den Abgeordneten deutlich: „Wir sollten diese Möglichkeit aber auch mit Blick auf die erwartete Medienpräsenz an diesem Tag nutzen und hier von Anfang an ein Zeichen der Geschlossenheit setzten.“ Ort, Zeit und den Namen des Kandidaten ließ Schmid extra fetten.

Dabei steht die CSU fest zur Wulff. Er wird zwar nicht geliebt, aber respektiert. Bevor er 2003 überraschend Ministerpräsident in Niedersachsen geworden war, hatten sie in Kreuth noch gelästert: „Der gewinnt nicht mal einen Blumentopf.“ Jetzt soll Wulff der erste Mann im Staat werden.

„Ich übe auf keinen einzigen Delegierten Druck aus“, sagt Parteichef Horst Seehofer. Auch bei den Wahlmännern und -Frauen gibt’s kein Gegrummel. „Wir stehen alle“, heißt es. Dabei hatte sich die CSU-Spitze nach Köhlers Rücktritt für Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen als Nachfolgerin festgelegt. Auch da war in der keiner für Wulff.Angela Böhm

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