Christian Lindner: Der richtige Mann
AZ-Chefredakteur Arno Makowsky über die Zukunft der FDP und den neuen Vorsitzenden Christian Lindner.
München - Wenn die Bundesbürger gefragt werden, ob es eine liberale Partei in Deutschland geben soll, lautet die Antwort stets: Ja. Warum, so könnte man fragen, haben die Deutschen dann die FDP aus dem Bundestag herausgewählt, warum spielen die „Liberalen“ auch in vielen Landtagen keine Rolle mehr? Die Antwort ist klar: Weil die FDP in ihrem heutigen Zustand nichts mehr mit einer liberalen Partei zu tun hat. Ihr neuer Vorsitzender Christian Lindner steht vor einem Scherbenhaufen.
Klar ist aber auch: Wenn es einen gibt, dem es gelingen könnte, die FDP aus der politischen Bedeutungslosigkeit zurück ins Parlament zu führen, dann ist das Lindner. Der Mann beweist trotz seiner jugendlichen 34 Jahre eine erstaunliche Weitsicht. Er widersteht ganz offensichtlich der Versuchung, die FDP in der außerparlamentarischen Opposition als Partei der Scharfmacher auszurufen und die Anti-Euro-Populisten von der AfD rechts überholen zu wollen. Seine Stichworte heißen nicht Steuersenkung und Marktradikalismus, sondern soziale Marktwirtschaft, Rechtsstaat und Toleranz. Kann sein, dass es ihm schwerfallen wird, damit durchzudringen. Aber es ist die einzige Chance, die FDP wieder zu einer Partei zu machen, die nicht nur für Egoisten und Erfolgsstreber wählbar ist.
Gerade in Zeiten der großen Koalition (und einer schwachen und zerstrittenen Opposition) könnte sich die FDP als Alternative zu Bevormundung und staatlicher Kontrolle profilieren.