Chinas Wirtschafts-Boom mit Macken

Chinas Im- und Exporte:  Ruin für die deutsche Solar-Branche sowie Absatz-Rekorde für die heimische PKW-Industrie.
von  mm
VW-Präsentation auf der Automesse von Qindao im Mai. Vier von zehn neuen Volkswagen fahren mittlerweile in China.
VW-Präsentation auf der Automesse von Qindao im Mai. Vier von zehn neuen Volkswagen fahren mittlerweile in China. © Imago

 

Chinas Im- und Exporte:  Ruin für die deutsche Solar-Branche sowie Absatz-Rekorde für die heimische PKW-Industrie.

München - Es brummt und es knirscht in den Wirtschaftsbeziehungen. China ist weltweit der drittgrößte Handelspartner Deutschlands, und Deutschland ist größter Handelspartner Chinas in Europa. Das Handelsvolumen betrug 2012 knapp 144 Milliarden Euro. Ex-Exportweltmeister Deutschland und sein Nachfolger China haben beste Beziehungen – mit Ausnahmen.

Solarindustrie. „Chinesische Hersteller verkaufen seit drei Jahren ihre Produkte unter ihren Herstellungskosten und werden dafür vom chinesischen Staat subventioniert“, klagt der Verband EUPro Sun. „Das hat zu 30 Werksschließungen und zum Verlust von 10000 Arbeitsplätzen geführt“, sagt die Lobby der europäischen Solar-Industrie. Sie fordert Strafzölle auf chinesische Billig-Zellen. Die EU-Komission ist dafür, die Bundesregierung dagegen, andere Industrien sind ihr wichtiger und gewichtiger.

PKW. Für die deutsche Schlüsselindustrie ist China überlebenswichtig. Ohne die Kunden im Reich der Mitte würde die Krise die deutschen Autobauer brutal treffen. BMW verkaufte 2012 mehr als 320000 Autos in China, Audi mehr als 400000, fast 30 Prozent mehr als im Vorjahr. Vier von zehn Neuwagen von Branchenprimus Volkswagen fahren in China. Wer nicht vertreten ist, wie Opel, hat schlechte Karten.

Maschinenbau. China hat für die deutsche Vorzeigebranche die USA als wichtigsten Absatzmarkt abgelöst. 2012 verkauften die Hersteller Waren für 16,9 Milliarden Euro nach Fernost. Insgesamt hatten die China-Exporte einen Wert von 66 Milliarden Euro, vor 20 Jahren, 1992, waren es noch 2,9 Milliarden Euro.

Messen. Auch München verdient an China. Die „Bauma“, flächenmäßig größte Messe der Welt, gibt es auch in Schanghai. Über ein Joint Venture bringt die Baumaschinen-Monsterschau der Messe München 30 Millionen Umsatz. „Mit den Gewinnen können wir am Standort München investieren“, sagt Messechef Klaus Dittrich.

Elektrotechnik, Textilien, Computer. Waren dieser Branchen im Wert von 77,6 Milliarden Euro importierte Deutschland im Jahr 2012 aus China. Seit 2009 ist nicht mehr Deutschland der Exportweltmeister, sondern China. Wir beziehen auch Waren aus dem kommunistischen Staatskapitalismus, bei denen man nicht sofort an China denkt.

Lebensmittel. 282 Millionen Teigrohlinge, die Teilchen, die beim Discount-Bäcker nur noch in den Ofen geschoben werden, kamen 2011 aus China. Der größte Teil des hierzulande aufbereiteten Apfelsaft-Konzentrats ebenfalls. Die tiefgefrorenen Erdbeeren, aus denen hierzulande „deutsche“ Erdbeermarmelade gemacht wird, stammen auch überwiegend aus China. Das ist billig für die Hersteller, unter Umständen aber riskant für die Konsumenten. 2012 erkrankten 11000 ostdeutsche Schüler nach dem Verzehr eines Kompotts aus chinesischen Erdbeeren am Norovirus. Chinesische Verbraucher wissen von der Lebensmittelunsicherheit. Der wachsende Mittelstand im 1,5 Milliarden-Volk will importierte Waren. Deutschland exportiert vor allem Milchprodukte nach China. Laut Wirtschaftprüfungsgesellschaft PWC wird China 2015 die USA als wichtigsten Lebensmittelmarkt der Welt ablösen.

 

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