China inszeniert Journalistenreise nach Lhasa
Nach der massiven Kritik an der Ausweisung ausländischer Berichterstatter startet die Führung in Peking nun eine PR-Aktion. Ausgewählte Journalisten lädt das Land zu einer Reise nach Tibet ein. Frei bewegen dürfen sie sich nicht.
Mehr als eine Woche nach den blutigen Unruhen in Lhasa organisiert die chinesische Führung für ein Dutzend ausgewählter ausländischer Journalisten einen Besuch in der tibetischen Hauptstadt. Mit der Reise reagiert das Außenministerium in Peking auf Proteste gegen das Verbot für Korrespondenten, zur Berichterstattung in die Unruhegebiete in Tibet sowie in angrenzenden Provinzen zu reisen. Die Gruppe soll bereits am Mittwoch aufbrechen. In Lhasa seien Interviews «mit Opfern der verbrecherischen Aktionen» und Besuche an Orten organisiert, «die geplündert und niedergebrannt worden sind», sagte ein Sprecher des Pekinger Außenministeriums.
«Ich glaube, dass die ausländische Presse durch den Besuch besser verstehen wird, was in Lhasa passiert ist», so der Sprecher. Die Medienvertreter werden sich möglicherweise aber nicht frei bewegen können. Auf entsprechende Fragen verwies er auf die Notwendigkeit der örtlichen Behörden, «die Sicherheit der ausländischen Journalisten zu gewährleisten». Die Behörden hätten jedes Recht, besondere Maßnahmen zu ergreifen.
Wie die Teilnehmer für die Reise ausgewählt wurden, blieb offen. Ein Beamter des Außenministeriums schilderte auf Anfrage eines Korrespondenten, dass besonders viele amerikanische Journalisten dabei seien, weil die US-Medien «voreingenommen» über die Unruhen der Tibeter berichtet hätten. Auch die Deutsche Presse-Agentur in Peking hatte sich seit Tagen vergeblich um eine Teilnahme bemüht. Unter Hinweis auf die 700 in Peking akkreditierten ausländischen Journalisten sagte der Sprecher des Außenministeriums: «Wir können nicht für alle eine Berichterstattungsreise organisieren.» Er verteidigte zugleich das Verbot für die ausländischen Journalisten, selbst nach Tibet oder in die von Tibetern bewohnten Regionen in den Provinzen Sichuan, Gansu oder Qinghai zu reisen. «Die Maßnahmen sind zu ihrer eigenen Sicherheit.» Er verwies darauf, dass selbst ausländische Regierungen Reisewarnungen für ihre Staatsbürger in China erlassen hätten.
Während der chinesische Propaganda-Apparat ausländischen Medien vorwarf, nicht die Wahrheit über die Unruhen in Tibet zu berichten oder Fakten zu verdrehen, verhinderte die Zensur in China ihrerseits eine Berichterstattung über die Protestaktion bei der Entzündung des Olympischen Feuers in Griechenland. Auch die Satellitenübertragung des US-amerikanischen Nachrichtensenders CNN wird immer wieder gestört, sobald ein Bericht über die Unruhen in Tibet kommt. Außerdem sind exiltibetische Webseiten in China blockiert. (nz/dpa)
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