Chefsessel wurden 2010 zu Schleudersitzen

Konzernbosse bleiben im Schnitt nur noch gut sechs Jahre im Amt – dann müssen sie gehen
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Jens Nonnenmacher: der umstrittene Chef der HSH Nordbank
dpa Jens Nonnenmacher: der umstrittene Chef der HSH Nordbank

Konzernbosse bleiben im Schnitt nur noch gut sechs Jahre im Amt – dann müssen sie gehen

MÜNCHEN Auch die überraschend kräftige Wirtschaftserholung 2010 hat nichts daran geändert: Der Chefsessel in großen Konzernen ist häufig ein Schleudersitz. Vorstandschefs halten sich immer kürzer auf ihrem Posten. Im vergangenen Jahrzehnt sank die durchschnittliche Verweildauer im Amt von etwas über acht auf gut sechs Jahre. Immer häufiger ziehen auch die Manager selbst die Reißleine - manchmal nach nur wenigen Monaten auf dem Posten.

Dabei ist der wohl spektakulärste Manager-Rauswurf des Jahres 2010 eigentlich noch im Gange. Jens Nonnenmacher, der umstrittene Chef der HSH Nordbank, ist wohl der einzige Banker, dessen Abberufung gleich von zwei Landesregierungen – den Hauptanteilseignern Hamburg und Schleswig-Holstein – öffentlich gefordert und durchgesetzt wurde. Der 47-jährige Banker hatte nach mehreren Spitzelaffären das Vertrauen der Eigner verloren.

Ein Paukenschlag war aber auch die Trennung des Softwareriesen SAP von seinem Konzernchef Léo Apotheker. Der Aufsichtsrat hatte dessen Vertrag im Februar nicht verlängert und der 56-jährige Topmanager war daraufhin mit sofortiger Wirkung zurückgetreten. Apotheker hatte SAP nur ein Jahr alleine geführt. Doch hatten die SAP-Kunden massiv Front gegen seine Pläne zur Erhöhung der Wartungsgebühren gemacht. Heute leitet Apotheker den nach Umsatz weltgrößten IT-Konzern Hewlett Packard.

Den Stuhl vor die Tür gesetzt bekam auch Matthias Mitscherlich, der Chef des von massiven Korruptionsvorwürfen erschütterten Essener Industriedienstleisters Ferrostaal, der im Mai mit sofortiger Wirkung von allen Ämtern abberufen wurde. Der Konzern stand im Verdacht, in Südeuropa, Nordafrika, Asien und Südamerika im großen Stil Bestechungsgelder an Geschäftspartner und Regierungsvertreter gezahlt zu haben.

Der frühere EnBW-Chef Utz Claassen dagegen warf von sich aus das Handtuch. Im März schmiss er nach nur 74 Tagen Amtszeit seinen neuen Job als Chef des Solarkraftwerk-Spezialisten Solar Millennium hin.

Für Schlagzeilen sorgte der Rücktritt des Chefs der Krisenbank Hypo Real Estate, Axel Wieandt, der nach eineinhalb Jahren Sanierungsarbeit überraschend seinen Platz räumte. Angeblich stritt er sich mit dem Aufsichtsrat um Bonus-Zahlungen für die Mitarbeiter der nur mit staatlichen Bürgschaften von rund 100 Milliarden Euro vor der Pleite bewahrten Bank.

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