Chaos Computer Club warnt vor Videoüberwachung

Hamburg - Der Chaos Computer Club (CCC) hat nach dem Berliner Weihnachtsmarktanschlag vor einer Ausweitung der Videoüberwachung auf Straßen und Plätzen gewarnt. Das Ergebnis wäre ein großes vernetztes System, das eine Vollüberwachung aller Menschen in der Öffentlichkeit ermöglichen würde, sagte CCC-Sprecher Linus Neumann in Hamburg.
In England sei diese Entwicklung mit der Verbindung einzelner Geräte zur Videoüberwachung schon jetzt erkennbar.
"Dann wäre die Vollüberwachung, die wir im Internet schon haben, auch in der Öffentlichkeit Realität", sagte Neumann zum Auftakt des CCC-Kongresses der Deutschen Presse-Agentur. In Verbindung mit neuer Software zur Gesichtserkennung könnten die Behörden dann erfassen, wer sich wann an welchem Ort aufhalte und mit wem getroffen habe. "Das ist nicht das, was wir in einer Demokratie wollen", sagte Neumann. "Wenn wir das einmal haben, gibt es kein Entkommen mehr - deswegen müssen wir es bekämpfen, bevor es entsteht."
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Mehr Videoüberwachung hätte den Anschlag mit zwölf Toten in Berlin nicht verhindert, sagte Neumann. "Es ist empörend, wie hier mit der Forderung nach mehr Videoüberwachung von dem eigentlichen Versagen der Ermittlungsbehörden abgelenkt wird."
Zur jährlichen Konferenz der Hackerszene werden von heute an mehr als 12 000 Teilnehmer in Hamburg erwartet. Neben aktuellen Problemen wie Cyberangriffen oder Datenklau beschäftigt die Hacker auch das Thema Rechtspopulismus, zu dem mehrere Vorträge angesetzt sind.
Die viertägige Veranstaltung im Kongresszentrum der Hansestadt ist seit Wochen ausverkauft. Der 33. Chaos Communication Congress steht unter dem Motto "Works for Me" (funktioniert für mich). Damit wollen die Veranstalter eine typische Haltung von Software-Entwicklern, aber auch anderen Gruppen infrage stellen: Wenn für sie selbst etwas funktioniert, kümmern sie sich nicht weiter um mögliche Probleme. Das Jahr 2016 habe gezeigt, dass diese selbstbezogene Sichtweise eben nicht mehr funktioniere, hieß es.