Bundeswehr-Manöver: Mit Besenstiel statt Kanonenrohr

Verkommt die Bundeswehr zur Faschingstruppe? Weil sie keine Rohre für die Waffenanlage bekamen, mussten Soldaten mit schwarz lackiertem Bestenstil in eine Nato-Übung ziehen.
az |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News

Verkommt die Bundeswehr zur Faschingstruppe? Weil sie keine Rohre für die Waffenanlage bekamen, mussten Soldaten mit schwarz lackiertem Bestenstiel in eine Nato-Übung ziehen.

Mainz - Der Einfall könnte von der Komikertruppe Monty Python stammen. Statt des Kanonenrohrs an der Waffenanlage dräute am Gefechtsfahrzeug GTX Boxer der Bundeswehr ein Besenstiel. Nicht aus Jux, sondern aus der Not heraus. Nach Recherchen des ARD-Magazins Report Mainz sind die Ausrüstungsmängel bei der Truppe weitaus dramatischer als bisher bekannt. Waffentechnisch soll der betreffende Fahrzeugtyp ein Totalausfall sein. Bei einem Nato-Mannöver vor einigen Monaten behalfen sich die Soldaten mit dem Fegewerkzeug.

Der Gefechtsverband, der zur Lachnummer zu mutieren droht, gehört zur Nato-Eingreiftruppe, Nato Response Force (NRF). Aus einem internen Bericht eines Inspizienten der Bundeswehr geht laut Report Mainz hevor, dass zahlreiche wichtige Ausrüstungsgegenständen fehlten. Beim Nachtsichtgerät Lucie gebe es ein „Fehlen von 6 Prozent“, bei den Waffen P8 fehlten "41 Prozent" und beim Maschinengewehr MG3 fehlten "31 Prozent". Den Vogel schießt das GTK Boxer ab: Die vorgesehene Bewaffnung sei zu „100 Prozent“ nicht vorhanden, heißt es.

Kaum zu glauben: Bis heute warten die Soldaten auf die Rohre für das Fahrzeug.

Lesen Sie hier mehr über den Fall

"Ich habe so etwas noch nicht erlebt, das muss ich ganz ehrlich sagen. Aber für die betroffenen Soldaten ist das natürlich eine Situation, die an Peinlichkeit nicht zu überbieten ist", sagt der Gründer der Nato Response Force und General a.D. Harald Kujat. "Dieser Verband soll innerhalb von kürzester Zeit an jedem beliebigen Ort, wo eine Gefahr für Mitgliedsstaaten auftreten kann in Einsatz kommen." Den aktuellen Status quo fasst der General so zusammen: Für die Nato aber auch für die Bundesrepublik Deutschland sei das eine "enorme Blamage.“

Teurer Deal der Bundeswehr mir Airbus

Vom Bundestagsabgeordneten Omid Nouripour (B‘90/Die Grünen) will das Magazin erfahren haben, dass der Verteidigungsausschuss des Bundestages nicht über die Ausrüstungsmängel des NRF-Gefechtsverbandes informiert worden sei: "Wenn die Bundesregierung die ganze Zeit den Eindruck erweckt, dass es keinerlei Probleme gäbe mit schneller Verlegbarkeit und gleichzeitig die Ausrüstungsmängel so gravierend sind, dass das doch nicht der Fall ist, dann hat die Bundesregierung dem Parlament nicht die Wahrheit gesagt", wird er zitiert.

Sendung: Report Mainz, Dienstag um 21.45 Uhr.

 

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.