Bundesnetzagentur fürchtet Totalausfall der russischen Gaslieferungen

Mit großer Sorge wird in Deutschland auf die anstehenden Wartungsarbeiten der Pipeline Nord Stream 1 geschaut – und ob nach den Arbeiten wieder Gas durch die Röhre fließt. Die Bundesnetzagentur fürchtet einen Totalausfall – und ruft erneut zum Energiesparen auf.
AZ/dpa |
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Die Gaslieferungen aus Russland nach Deutschland wurden zuletzt gedrosselt.
Die Gaslieferungen aus Russland nach Deutschland wurden zuletzt gedrosselt. © Stefan Sauer/dpa

Berlin - Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, fürchtet einen Totalausfall russischer Gaslieferungen – und appelliert an die Bevölkerung, Energie zu sparen. Die Frage sei, ob aus der bevorstehenden regulären Wartung der Gaspipeline Nord Stream 1 "eine länger andauernde politische Wartung wird", sagte Müller den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Samstag).

Wenn der Gasfluss aus Russland "motiviert länger anhaltend abgesenkt wird, müssen wir ernsthafter über Einsparungen reden". Die zwölf Wochen bis zum Beginn der Heizsaison müssten genutzt werden, um Vorbereitungen zu treffen, sagte er.

Müller: "Wartung kann Gasverbrauch um 10 bis 15 Prozent senken"

Müller rief alle Haus- und Wohnungsbesitzer dazu auf, ihre Gasbrennwertkessel und Heizkörper rasch zu überprüfen und effizient einstellen zu lassen. "Eine Wartung kann den Gasverbrauch um 10 bis 15 Prozent senken", sagte er. "Das muss jetzt passieren und nicht erst im Herbst." Um Engpässe bei den Handwerkerterminen zu überwinden, rief er alle Handwerker dazu auf, sich auf Heizung und Warmwasserversorgung zu konzentrieren. Außerdem solle in den Familien jetzt schon darüber geredet werden, "ob im Winter in jedem Raum die gewohnte Temperatur eingestellt sein muss – oder ob es in manchen Räumen auch etwas kälter sein kann".

Wirtschaftsminister Robert Habeck hatte am Donnerstag deutlich gemacht, dass er ein vollständiges Ausbleiben russischer Gaslieferungen durch Nord Stream befürchtet. Es drohe ab dem 11. Juli «eine Blockade von Nord Stream 1 insgesamt», sagte der Grünen-Politiker. Deswegen könne es im Winter wirklich problematisch werden. Die Gasversorgung über den Sommer sei gewährleistet. Am 11. Juli beginnen jährliche Wartungsarbeiten von Nord Stream, die in der Regel zehn Tage dauern. Dann fließt kein Gas durch Nord Stream 1. Die große Sorge ist, dass Russland nach der Wartung den Gashahn nicht wieder aufdreht.

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Privathaushalte, Krankenhäuser und Pflegeheime besonders geschützt

Im Falle eines Gas-Lieferstopps würden Müller zufolge Privathaushalte ebenso wie Krankenhäuser oder Pflegeheime besonders geschützt. «Ich kann zusagen, dass wir alles tun, um zu vermeiden, dass Privathaushalte ohne Gas dastehen», sagte er. "Wir haben aus der Corona-Krise gelernt, dass wir keine Versprechungen geben sollten, wenn wir nicht ganz sicher sind, dass wir sie halten können." Die Netzagentur sehe allerdings "kein Szenario, in dem gar kein Gas mehr nach Deutschland kommt". Müssten Industriebetriebe von der Gasversorgung getrennt werden, "orientieren wir uns am betriebswirtschaftlichen Schaden, am volkswirtschaftlichen Schaden, an den sozialen Folgen und auch an den technischen Anforderungen des Gasnetzbetriebs", sagte Müller.

Unterdessen geht die norwegische Regierung davon aus, spätestens ab 2024 noch mehr Gas liefern zu können. "Unternehmen prüfen jetzt Projekte, um ihre Gaslieferungen ab 2024 und 2025 erhöhen zu können", sagt Terje Aasland, Norwegens Öl- und Energieminister, der "Wirtschaftswoche". "Die Krise im Energiesektor wird langfristige Auswirkungen haben. Wir müssen uns darauf konzentrieren, dass in neue Gasproduktionskapazitäten investiert wird." Norwegens Unternehmen hätten noch nie so viel Erdgas vom norwegischen Festlandsockel exportiert wie derzeit. "Wir unterstützen unsere europäischen Freunde dabei, so schnell wie möglich unabhängig von russischem Öl und Gas handeln zu können."

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3 Kommentare
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  • chgmuc am 03.07.2022 12:54 Uhr / Bewertung:

    Bei uns fährt man lieber die Wirtschaft an die Wand um ja nicht Selenskyi und die Amerikaner zu verärgern, an Dummheit nicht mehr zu überbieten!

  • Dimpfe am 03.07.2022 08:06 Uhr / Bewertung:

    Russland würde sicher gerne liefern. Northstream 2 ist fertig und befüllt, man müsste nur den Hahn aufdrehen. Aber das ist BEI UNS politisch eben nicht gewollt.

  • Rudi 678 am 02.07.2022 16:52 Uhr / Bewertung:

    Das neue Energiesicherungsgesetz hat zumindest für die Industrie schon mal eine Entschädigung für eventuelle Energieeinbußen in Aussicht gestellt. Damit dürfte auch in dieser Krise klar sein, wer die Zeche am Ende bezahlt. Die Haushalte wird man weiter mit Gas versorgen. Ansonst kippt bei frierenden Bevölkerung zu schnell die Stimmung.

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