Büro von Uli Hoeneß durchsucht

Zeitgleich mit seinem Haus wurde auch das Büro von Uli Hoeneß durchsucht. Die Fans sind gespalten, der Aufsichtsrat verdächtig ruhig. Übernimmt Stoiber?
von  Angela Böhm, Nina Job, Georg Thanscheidt

MÜNCHEN Die Steueraffäre um Uli Hoeneß beschäftigt die Fans und wohl auch bald den Aufsichtsrat des FC Bayern. Außerdem erfuhr die Abendzeitung, dass Steuerfahnder sich im März auch im Büro von Hoeneß umgeschaut haben.

Nach AZ-Informationen wurde am selben Tag, an dem vor gut einem Monaten Hoeneß’ Privathaus am Tegernsee durchsucht wurde, auch das Büro des Bayern-Präsidenten in der Säbener Straße von Steuerfahndern durchsucht. Auf Nachfrage der AZ sagte Bayern-Sprecher Markus Hörwick, der FC Bayern äußere sich – wie bisher auch – nicht zu dem Steuerfall.

Hoeneß soll an diesem Tag zur Staatsanwaltschaft München II bestellt worden sein, wo ihm ein Haftbefehl eröffnet wurde. Dieser wurde von einem Richter des Amtsgerichts München erlassen und mit Fluchtgefahr begründet. Gegen eine Millionen-Kaution wurde dieser Haftbefehl später außer Vollzug gesetzt.

In einem Steuerfall ist die Durchsuchung des Arbeitsplatzes des Steuersünders durchaus üblich und deutet nicht darauf hin, dass der FC Bayern in das Verfahren involviert ist.

Der Verein also schweigt zur Affäre, aber die Bayern-Anhänger äußern sich: Der „Club Nr. 12“, das ist die selbst ernannte „Vereinigung aktiver Bayern-Fans“, also die Stimme der Südkurve, hat am Freitag eine Erklärung veröffentlicht. Betreff: „Hoeneß-Affäre: Aufruf an alle Bayern-Fans“. „Die Meinungen in dieser Angelegenheit gehen innerhalb der Fangemeinde und auch in der Fankurve weit auseinander“, heißt es. „Sie reichen von bedingungsloser Solidarität bis zu großem Unverständnis und Verärgerung.“

Ein klares Bekenntnis zum durch die Steuer-Affäre, Selbstanzeige und (außer Vollzug gesetzten) Haftbefehl in Bedrängnis geratenen Präsidenten ist das nicht – aber auch kein Zeichen, dass die Fans von Hoeneß abrücken. Es ist schlicht: der Appell, „eine Aufklärung durch die Justiz abzuwarten“. Und sich bis dahin, also beim vorletzten Heimspiel am Samstag gegen Freiburg (15.30 Uhr, Allianz Arena), rauszuhalten mit Pro- oder Kontra-Kundgebungen.

„Obwohl der Club Nr.12 ein großer Verfechter von Meinungsfreiheit im Stadion ist“, so schreibt der Club Nr.12, soll es am Samstag um Fußball gehen und die Berichterstattung nicht durch Spruchbänder oder Streitigkeiten auf den Tribünen überlagert“ werden.

So einfach kann und wird es sich der Aufsichtsrat der FC Bayern München AG nicht machen. Das Gremium, Kontrollorgan für den Vorstand, kommt turnusgemäß einmal im Monat montags zusammen, und bisher hat der FC Bayern nur dementiert, dass es am nächsten Montag zu einer außerordentlichen Sitzung wegen Hoeneß käme. Aber natürlich werden sie sich beim nächsten Treffen mit ihrem Vorsitzenden beschäftigen (müssen). Mehrere Vertreter des mit Konzernbossen gespickten Gremiums seien inzwischen vom Bayern-Präsidenten abgerückt, berichtet nach der„Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.

Demnach wollen einige dem 61-Jährigen auf ihrer nächsten Sitzung, nach dpa-Informationen bislang für Montag geplant, nahelegen, seine Ämter bis zur Klärung der Vorwürfe gegen ihn ruhen zu lassen. Laut „Sport1“ wird sogar schon ein Nachfolge-Kandidat gehandelt: Edmund Stoiber.

Konkrete Forderungen nach einem Amtsverzicht gab es aber bisher nicht. Im Aufsichtsrat sitzen unter anderem Adidas-Vorstandschef Herbert Hainer, VW-Boss Martin Winterkorn, der Audi-Vorstandsvorsitzende Rupert Stadler und Telekom-Finanzvorstand Timotheus Höttges. Öffentliche Stellungnahmen von den Aufsichtsräten zum Fall Hoeneß? Bislang Fehlanzeige.

Das beredte Schweigen öffnet Raum für Spekulationen. Am Rande der VW-Hauptversammlung am Donnerstag zeigten sich Aktionärsschützer besorgt, die Affäre Hoeneß könne sich negativ auf den Ruf des Volkswagen-Konzerns auswirken. Die VW-Tochter Audi ist Anteilseigner beim Bundesligisten. „Sobald die Richter ein Strafverfahren auf Antrag der Staatsanwaltschaft zur Hauptverhandlung zulassen, sollte Hoeneß zurücktreten“, sagte Ulrich Hocker von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz der „FAZ“.

 

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