Broder kandidiert nicht für Zentralrat der Juden

In einem "erbärmlichen Zustand" sei der Zentralrat der Juden in Deutschland, doch er, Henryk M. Broder, wolle dies nun auch nicht mehr ändern: Der 63-Jährige verzichtet auf seine umstrittene Bewerbung - tritt aber nochmal nach.
Der Publizist Henryk M. Broder verzichtet auf die Kandidatur zum Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland. Die «offizielle Vertretung der Juden in Deutschland» befinde sich «in einem erbärmlichen Zustand», schrieb Broder zunächst in einem Beitrag für den «Tagesspiegel». Der 63-Jährige hatte sich am 21. Oktober öffentlich um das Amt beworben.
"Ich mache es nicht"
Die amtierende Zentralrats-Präsidentin Charlotte Knobloch scheine «von dem Job überfordert zu sein», argumentierte Broder damals weiter. Seinen Rückzieher von der Kandidatur begründete der Autor nun damit, dass Deutschland zwar «Unruhestifter, Querdenker und Seiteneinsteiger» liebe, «aber nur so lange, wie sie darauf achten, dass alles so bleibt, wie es ist». Broders Fazit im «Spiegel»: «Ich mache es nicht. Ich bin weder größenwahnsinnig noch vergnügungssüchtig.»
Ende einer "lustigen Fantasie"
Hintergrund seiner Absage dürfte aber wohl auch das praktische Prozedere sein. Broder hätte erst von einem Landesverband oder einer Gemeinde in den Zentralrat geschickt werden müssen, um überhaupt für den Spitzenposten kandidieren zu können. Seinen Vorstoß hatte er damit begründet, dass der Zentralrat «als Reue- Entgegennahme-Instanz» auftrete und von «kleinkariertem Größenwahn» befallen sei. Als Präsident wolle er sich dafür einsetzen, dass die Holocaust-Leugnung nicht mehr strafbar ist. Der Zentralrat der Juden in Deutschland mit seiner Präsidentin Charlotte Knobloch an der Spitze hatte die angekündigte Kandidatur Broders damals als «lustige Fantasie» bezeichnet.(nz/dpa/epd)