BRK-Präsident: "Wir brauchen mehr hauptamtliche Helfer"

Fast 4000 Freiwillige des Bayerischen Roten Kreuzes haben in der Flüchtlingskrise bisher rund 150 000 Stunden gearbeitet. BRK-Präsident Theo Zellner fordert eine Entschädigung für ihren Verdienstausfall
Paul Winterer |
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Mitarbeiter vom Bayerischen Roten Kreuz bauen Feldbetten in einer Notunterkunft für Flüchtlinge auf.  Laut BRK-Chef Theo Zellner brauch es noch mehr Helfer.
dpa Mitarbeiter vom Bayerischen Roten Kreuz bauen Feldbetten in einer Notunterkunft für Flüchtlinge auf. Laut BRK-Chef Theo Zellner brauch es noch mehr Helfer.

Fast 4000 Freiwillige des Bayerischen Roten Kreuzes haben in der Flüchtlingskrise bisher rund 150 000 Stunden gearbeitet. BRK-Präsident Theo Zellner fordert eine Entschädigung für ihren Verdienstausfall.

München - Der 66-jährige Theo Zellner ist seit 2014 BRK-Präsident. Zuvor war der Oberpfälzer Präsident des Sparkassenverbandes Bayern und von 1996 bis 2010 Landrat des Landkreises Cham. Dem BRK gehört Zellner seit 1989 an. Mit der Abendzeitung hat er über die notwendigkeit hauptamtlicher Helfer gesprochen.

Herr Zellner, die Bewältigung der Flüchtlingskrise wäre ohne ehrenamtliche Helfer nicht möglich. Wie viele BRK-Helfer waren bisher im Einsatz?

THEO ZELLNER: Unsere Leute sind ja seit Sommer 2014 quasi im Dauereinsatz in den Notunterkünften, Erstaufnahmeeinrichtungen und auch den Unterkünften des Winternotfallplanes der Staatsregierung. Dabei waren über 3800 unserer Helferinnen und Helfer im direkten Einsatz.

Wo liegen die Schwerpunkte?

Seit dem Spätsommer 2015 hat sich der Schwerpunkt unserer Arbeit in die Grenzregionen zu Österreich verlagert. Hier sind in den Landkreisen Berchtesgadener Land, Passau, Rottal-Inn und Freyung-Grafenau in den Spitzenzeiten Nacht für Nacht etwa 500 Helferinnen und Helfer des BRK im Einsatz.

Wie viele Stunden haben die ehrenamtlichen Helfer zusammengerechnet schon geleistet?

Wir haben keine vollständige Erfassung, weil viele unserer Leute einfach helfen und keine Stempelkarte ausfüllen. Aber es sind gewiss über 150 000 ehrenamtliche Helferstunden, die unsere Leute geleistet haben.

Lesen Sie hier: BAMF: "Viele Asylbewerber geben falsche Identität an"

Wie lauten Ihre Forderungen an die Politik zur Unterstützung der ehrenamtlichen Helfer bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise?

Von der Politik fordern wir zunächst einmal eine vernünftige Begrenzung der Flüchtlingszahlen, um auch künftig unsere humanitäre Hilfe leisten zu können. Eine weitere Forderung ist, dass der Grenzübertritt von Österreich nach Bayern in geordneten Bahnen verläuft und das Chaos an den Übergangsstellen aufhört.

Brauchen Sie mehr Leute zur Bewältigung der Flüchtlingskrise?

Wir fordern eine vernünftige Ausstattung mit hauptamtlichen Stellen in jedem BRK-Kreisverband und eine unbürokratische Entschädigung der ehrenamtlichen Helfer für ihren Verdienstausfall.

Bekommen die Helfer zunehmend Probleme, für die ehrenamtliche Tätigkeit von ihrer eigentlichen Arbeit freigestellt zu werden?

Die Dauer dieses Einsatzes macht uns allen zu schaffen. Anders als im Rettungsdienst und bei den Feuerwehren haben die Asylhelfer keinen gesetzlichen Freistellungsanspruch. Die Arbeitgeber waren lange Zeit sehr geduldig und verständnisvoll, das kippt aber gerade.

Verlieren die Arbeitgeber die Geduld?

Unsere Leute berichten, dass ihre Chefs zunehmend darauf drängen, dass unsere Helferinnen und Helfer wieder an die Arbeitsplätze zurückkehren, für die Einsätze Urlaub nehmen oder nur noch am Wochenende einspringen. Deshalb fordern wir von der Politik mehr hauptamtliche Kräfte.

Wie lange können Ihre Leute noch durchhalten?

Wir sind schon langsam am Ende unserer Kräfte, vor allem in den Grenzregionen. Hier beruhigt sich die Situation zwar etwas, aber der Winter hat noch nicht einmal angefangen. Trotz aller Belastung werden wir niemanden unversorgt in der Kälte stehenlassen. Auf das Rote Kreuz ist Verlass, unsere Leute haben einen sehr hohen Anspruch an sich selbst.

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