Brexit-Abstimmung: Für alle bitter
So ein Land hilft Europa wenig: AZ-Redakteurin Sophie Anfang über die Folgen des Brexit-Referendums.
Egal, wie sich die Briten am Donnerstag entscheiden, der Schaden ist bereits angerichtet – in Europa, aber auch in Großbritannien selbst. Als Premier David Cameron das Referendum ankündigte, tat er das aus Kalkül: Er wollte die lästigen Hardliner seiner Partei mundtot machen und das leidige Thema EU ein für alle mal beiseiteschaffen. Mister Downing Street hat sich gehörig vertan.
Das Referendum hat Großbritannien gespalten. Ein unschöner Wahlkampf, der auf beiden Seiten mehr auf Angstmache als auf Fakten und Austausch von Argumenten gesetzt hat, hat die Stimmung im Land nachhaltig vergiftet. Vor allem die „Leave“-Kampagne war sich nicht zu schade, mit erfundenen Zahlen in den Wahlkampf zu ziehen.
Wirkliche Eu(ropa)phorie kam bei der „Remain“-Kampagne jedoch ebenso wenig auf. Europa ist auf der Insel ein verbranntes Thema – und das wird es wegen des Referendums nun auch lange bleiben. Klar ist auch: Mit einem in EU-Fragen derart zerstrittenen Großbritannien ist in Brüssel nichts Substantielles mehr anzufangen – selbst wenn die Briten sich zu einem zaghaften „Dann bleiben wir halt“ durchringen können. Das ist für alle Europäer bitter.
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