Bombe in Yangon: Touristin verletzt

Yangon -Eine mysteriöse Serie von Bombenexplosionen erschüttert Myanmar (Birma). Neuestes Opfer war eine amerikanische Touristin, die verletzte wurde, als im Badezimmer ihres Nobelhotels in Yangon (Rangun) ein Sprengsatz explodierte, berichtete die Polizei am Dienstag. Zwei Sprengsätze detonierten am selben Tag in Sagaing, 25 Kilometer südlich von Mandalay, ohne, das jemand verletzt wurde.
Ein Mitarbeiter des Präsidenten argwöhnte, dass das Land destabilisiert werden soll. Die 43 Jahre alte Touristin wohnte im noblen Traders Hotel in Rangun. Nach Angaben des Hotelmanagers wurde sie leicht verletzt. Ihr Mann und die Kinder im Alter von fünf und acht Jahren blieben unverletzt. Die Polizei verhörten einen Myanmaren, der zuvor in dem Zimmer gewohnt hatte, wie sie mitteilte.
Bei dem Detonationen in Sagaing wurde niemand verletzt. „Das waren selbst gebastelte Bomben“, sagte ein Polizeisprecher. Am Freitag waren bereits zwei Menschen in der Region Bago umgekommen, als ein Sprengsatz in einer Pension explodierte. Am Sonntag wurden zwei Teenager bei einer Detonation in Yangon verletzt.
„Wir nehmen an, dass die Bomben etwas damit zu tun haben, dass Birma im nächsten Jahr den Vorsitz in der Südostasiatischen Staatengemeinschaft (Asean) übernimmt“, sagte Aung Min, Minister im Büro des Präsidenten. Jemand versuche zu demonstrieren, dass die Behörden die Sicherheit nicht garantieren können. Birma war Jahrzehnte eine Militärdiktatur und international geächtet. Seit 2011 ist eine Regierung auf Reformkurs im Amt. „Jemand will den Eindruck erwecken, dass Birma für Besucher nicht sicher ist“, sagte ein ranghoher Polizeioffizier.
Es gibt zahlreiche Konflikherde in dem südostasiatischen Land - unter anderem gab es pogromähnliche Ausschreitungen gegen Muslime im Osten des Landes. Hier versucht die Regierung nun gegenzusteuern. Nach der jüngsten Welle der Gewalt gegen Muslime in Birma sind im Oktober 2013 in Myanmar mehr als 40 Personen festgenommen worden. Wie staatliche Medien berichteten, handelte es sich um 42 Männer und zwei Frauen, die wegen ihrer mutmaßlichen Verwicklung in die blutigen Ausschreitungen vernommen wurden.
Unter den Festgenommenen sollen sowohl Buddhisten als auch Muslime sein. Ein aufgebrachter Mob hatte zuvor im westlichen Bundesstaat Rakhine muslimische Bewohner angegriffen und mehr als 100 Häuser in Brand gesetzt. Mindestens sechs Menschen wurden getötet, darunter auch eine 94-jährige Muslimin.
Zur gleichen Zeit hatte Mayanmars Präsident Thein Sein den Bundesstaat Rakhine besucht. Es war seine erste Reise in die Region an der Grenze zu Bangladesch seit Beginn der blutigen Konflikte zwischen Buddhisten und Muslimen im Juni 2012. Seitdem wurden dort mehr als 200 Menschen getötet. Mindestens 140.000 Bewohner hatten fliehen müssen, die meisten davon Angehörige der muslimischen Volksgruppe der Rohingya sowie andere Muslime.
Auch aus einer Gegend nahe der früheren Hauptstadt Yangon (Rangun) wurden am Samstagabend Übergriffe auf muslimische Bewohner gemeldet. Die Menschenrechtsorganisation „Human Rights Watch“ wirft der Regierung und den Sicherheitskräften ethnische Säuberungen, Mord, Verfolgung und Zwangsumsiedlungen im Rakhine-Staat vor. Die Sicherheitskräfte sähen bei Exzessen gezielter ethnischer Angriffe tatenlos zu oder beteiligten sich gar daran. Die Regierung weist die Vorwürfe zurück. Etwa 90 Prozent der rund 60 Millionen Einwohner Myanmars sind Buddhisten, die Muslime machen ungefähr vier Prozent aus. Allein im Rakhine-Staat leben etwa 750.000 Rohingya, die in Myanmar jedoch nicht als ethnische Minderheit anerkannt sind.
Einen weiteren Konflikt hat die Regierung am 15. Oktober 2013 entschärft: Sie hat mit den im Norden des Landes kämpfenden Kachin-Rebellen ein Friedensabkommen unterzeichnet. Damit werde die „Grundlage für einen politischen Dialog“ gelegt, hieß es in einer Erklärung.
Vorausgegangen waren dreitägige Verhandlungen in Myitkyina, der Hauptstadt der an der Grenze zu China gelegenen Kachin-Region. Mit dem Abkommen soll der vor zwei Jahren neu entbrannte Konflikt beigelegt werden. An den Verhandlungen nahmen Vertreter der für Autonomie der Kachin-Region kämpfenden Rebellen und der Regierung von Präsident Thein Sein teil.
Der Sonderberater von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon für Birma, Vijay Nambiar, war als Beobachter beteiligt. In Myanmar gehört rund ein Drittel der Bevölkerung ethnischen Minderheiten an. Seit der Unabhängigkeit des südostasiatischen Landes von Großbritannien im Jahr 1948 ist die Beziehung der Minderheiten zur Zentralregierung von Konflikten und Kämpfen geprägt. Bewaffnete Gruppen kämpfen seit Jahrzehnten für mehr soziale und politische Rechte.
In Teilen der rohstoffreichen Region Kachin lieferten sich Soldaten und Rebellengruppen nach dem Ende eines 17-jährigen Waffenstillstandsabkommens seit Juni 2011 heftige Gefechte. Zehntausende Menschen wurden dadurch in die Flucht getrieben.
Im vergangenen Dezember machten Angriffe der Luftwaffe gegen die Kachin-Unabhängigkeitsarmee international Schlagzeilen. In den vergangenen Monaten nahm die Intensität der Kämpfe ab. Nach jahrzehntelanger Herrschaft hatte die Junta die Macht im März 2010 an eine formal zivile Regierung abgegeben, unter der Reformen eingeleitet wurden.
So nahm die Regierung Gespräche mit der Opposition und ethnischen Rebellengruppen auf, lockerte die Zensur und ließ politische Gefangene frei. Mit Beginn der Friedensverhandlungen kamen jetzt weitere 56 politische Gefangene auf freien Fuß. Mehrere von ihnen sollen aus dem Lager der Kachin-Rebellen stammen.
Für das südostasiatiische Land, seine Einwohner und seine Städte gibt es zahlreiche Bezeichnungen, die auf internationaler Ebene zum Teil gleichberechtigt benutzt werden. Sie alle haben politische oder sprachliche Tücken. Umgangsprachlich reden viele Einwohner von "Bamar" , wenn sie ihr Land bezeichnen. Dies ist auch der Name der größten Volksgruppe, zu der sich zwei Drittel der Bevölkerung zurechnen. Aber es gibt mindestens 134 weitere, die das restliche Drittel ausmachen. Die Landesbezeichung Burma ist eine Transkription von Bamar für den angelsächsischen Sprachraum. Daraus leitet sich - ebenso falsch wie richtig - die deutsche Bezeichnung Birma ab.
Das Land selbst nennt sich seit 1989 Myanmar - genauer gesagt Union of Maynmar bzw. Republik der Union Myanmar. Zeitgleich wurde auch eine andere Schreibweise vieler Orte und Flüsse eingeführt. Dieser Staatsname beschreibt den Charakter eines Vielvölkerstaats zwar besser, da die neuen Namen aber auf Bestreben der Militär-Junta eingeführt wurden, erfuhren sie kaum internationale Anerkennenung. Dies ändert sich seit der beginnenden Öffnung und Demokratisierung der Landes langsam. Auch um auf diesen Prozess positiv hinzuweisen, haben wir in diesem Artikel die Bezeichnung Myanmar gewählt und die deutsche Bezeichnung Birma in Klammern angefügt.