Bombe in Tunesien war Selbstmordanschlag
Tunis - Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat sich zu dem Bombenanschlag auf die tunesische Präsidentengarde mit zwölf Toten bekannt. In einer im Internet kursierenden, zunächst aber nicht verifizierbaren Stellungnahme heißt es, ein Dschihadist habe am Dienstag in Tunis einen Sprengstoffgürtel in einem Bus der Eliteeinheit gezündet. Das tunesische Gesundheitsministeriums hatte zuvor von einem 13. Toten berichtet, der möglicherweise der Angreifer gewesen sein könnte.
Im Internet gezeigt wurde zudem ein Foto des angeblichen IS-Attentäters, auf dem er anscheinend einen Sprengstoffgürtel trägt. Sein Name wird mit Abu Abdallah al-Tunisi angegeben - dies könnte darauf hindeuten, dass es sich bei dem Angreifer um einen Tunesier handelte.
Bei der Bombenexplosion in einem Bus der Präsidentengarde in der Innenstadt von Tunis, bei der laut Innenministerium zehn Kilogramm militärischer Sprengstoff detonierten, waren am Dienstag mindestens zwölf Sicherheitskräfte getötet worden. Wenigstens 20 Menschen wurden nach Angaben des Staatsfernsehens verletzt.
"Diese Operation von Terroristen zielte darauf ab, die Stabilität des Staates zu erschüttern", sagte Tunesiens Präsident Béji Caïd Essebsi am Mittwoch nach einem Treffen mit dem Krisenstab der Regierung. Noch am Dienstagabend hatte der Staatschef erneut einen 30-tägigen Ausnahmezustand in dem Land verhängt und einen "Krieg gegen den Terrorismus" angekündigt. Die Zeitung "Al-Chorouk" berichtete unter Berufung auf das Innenministerium von 18 Festnahmen bei 181 Hausdurchsuchungen in der Nacht auf Mittwoch.
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Der Anschlag vom Dienstag sowie diverse Angriffe in der Vergangenheit werden als Versuch von Extremisten gesehen, das Land zu destabilisieren. Ende Juni tötete ein Extremist in einer Hotelanlage des Badeorts Sousse 38 Urlauber, bevor er selbst erschossen wurde - auch damals beanspruchten Unterstützer der Terrormiliz die Tat für den IS. Bereits im März waren bei einem Angriff auf das Nationalmuseum Bardo in Tunis mehr als 20 Touristen getötet worden.
Die Regierung hatte vor wenigen Tagen die zweithöchste Sicherheitswarnstufe ausgerufen und als Grund dafür Informationen über mögliche Anschläge genannt. Erst Ende Oktober war der nach der Terrorattacke von Sousse ausgerufene Ausnahmezustand in Tunesien nach drei Monaten ausgelaufen.
In Tunis wurde jetzt eine Ausgangssperre angeordnet. Die zentrale Hauptstraße der Stadt ist für Autos gesperrt worden. Auch die Grenze in das benachbarte Bürgerkriegsland Libyen wurde für 15 Tage geschlossen.
Die internationale Gemeinschaft verurteilte die Tat. Der UN-Sicherheitsrat sprach von einem abscheulichen Akt. Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini sagte, Brüssel stehe mehr als je zuvor an der Seite Tunesiens. Auch Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) kritisierte den erneuten "Angriff auf die Stabilität des tunesischen Gemeinwesens".
Knapp 3000 tunesische Staatsbürger kämpfen nach Schätzungen der Regierung in den Reihen der Terrormiliz IS in Syrien und im Irak. Sie stellen damit das größte Kontingent ausländischer Rekruten.