Blutige Straßenschlachten in Armenien

Seit der Wahl im Februar demonstrieren täglich Tausende gegen das Ergebnis, das sie als gefälscht verurteilen. Am Wochenende ist die Auseinandersetzung eskaliert. Mehrere Menschen wurden bei den gewaltsamen Protesten getötet.
Die Proteste gegen das Ergebnis der Präsidentenwahl in Armenien sind am Wochenende in blutige Straßenschlachten eskaliert, bei denen nach Angaben der Polizei mindestens acht Menschen getötet und Dutzende verletzt wurden. Staatspräsident Robert Kotscharjan verhängte am Samstagabend den Ausnahmezustand über das Land. Soldaten und gepanzerte Fahrzeuge prägten am Sonntag das Bild in der Hauptstadt Eriwan.
Der Ausnahmezustand sollte zunächst 20 Tage gelten, wie das Büro des Präsidenten mitteilte. Die Polizei in Eriwan ging am Samstag mit Tränengas und Warnschüssen gegen etwa 15.000 Demonstranten vor. Polizeisprecher Sajat Schirinjan sagte am Sonntag, acht Menschen seien bei den Auseinandersetzungen getötet worden. Unter den Verletzten seien auch 33 Polizisten. Auf den Straßen von Eriwan waren zahlreiche ausgebrannte Autowracks zu sehen. Auch Geschäfte wurden nach Polizeiangaben geplündert und in Brand gesetzt. Mindestens 55 Personen wurden festgenommen.
Unregelmäßigkeiten bei der Wahl
Seit der Wahl vom 19. Februar protestierten täglich Tausende gegen das Ergebnis, das sie als gefälscht betrachten. Laut amtlichem Ergebnis gewann der bisherige Regierungschef und Kotscharjan-Vertraute Serge Sarkisjan die Wahl mit fast 53 Prozent, der frühere Präsident und Oppositionspolitiker Lewon Ter-Petrosjan kam auf 21,5 Prozent. Der unterlegene Kandidat warf den Behörden vor, Wahlzettel gefälscht, Stimmen gekauft und seine Anhänger eingeschüchtert zu haben. Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) hat bei der Wahl Unregelmäßigkeiten festgestellt, sprach aber insgesamt von einer gelungenen Abstimmung. Schon nach der Wiederwahl des scheidenden Präsidenten Kotscharjan im Jahr 2003 hatte es in Eriwan wochenlange Proteste gegeben. Ter-Petrosjan wurde am Sonntag von der Polizei gehindert, sein Haus zu verlassen. Ein formeller Hausarrest wurde bislang aber nicht gegen ihn verhängt. (AP)