Blutige Anschläge auf Schiiten in Afghanistan

Ein Selbstmordattentäter hat sich in der afghanischen Hauptstadt Kabul inmitten schiitischer Muslime in die Luft gesprengt und dabei mindestens 50 Menschen mit in den Tod gerissen.
dpa |
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Kabul - Mehr als 100 seien am Dienstag durch die Explosion verletzt worden, sagte der Chef der Kabuler Kriminalpolizei, Mohammad Sahir. Fast zeitgleich starben in der Stadt Masar-i-Scharif im Norden des Landes vier Menschen bei einem weiteren Anschlag in der Nähe einer schiitischen Moschee. Die Taliban wiesen jede Verantwortung zurück.

Der Angriff in Kabul galt dem Abu-Fasl-Schrein in der Altstadt, wo sich Hunderte Schiiten anlässlich des Aschura-Festes versammelt hatten. "Rund um den Schrein lagen überall Körperteile, auch Kinder waren unter den Toten", sagte der Augenzeuge Hamid. Afghanische Sicherheitskräfte sperrten den Tatort weiträumig ab, der nur rund einen halben Kilometer vom Präsidentenpalast entfernt liegt.

Kurz nach dem Anschlag in Kabul explodierte im Zentrum von Masar-i-Scharif im Einsatzgebiet der Bundeswehr eine weitere Bombe. Wie die Polizei mitteilte, kamen dabei mindestens vier Menschen ums Leben. Der an einem Fahrrad befestigte Sprengsatz sei in der Nähe einer schiitischen Moschee im Stadtzentrum detoniert. Auch in Masar-i-Scharif hatten Schiiten Aschura gefeiert.

Mit dem Aschura-Fest gedenken schiitische Muslime ihres Märtyrers Hussein, eines Enkels des Propheten Mohammed. Jeder Fünfte der knapp 30 Millionen Afghanen gehört zu den Schiiten.

Die radikal-islamischen Taliban bestritten unterdessen jede Verantwortung für die beiden Terroranschläge. Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid verurteilte die Angriffe in einer Erklärung als "unmenschlich und unislamisch". Die Aufständischen würden es nicht zulassen, dass die Sicherheit der Afghanen im Namen von Religion oder Stammeszugehörigkeit gefährdet werde.

Die afghanischen Behörden vermuten sunnitische Extremisten hinter den Taten. Auch die Taliban rekrutieren sich vorwiegend aus sunnitischen Muslimen.

Der afghanischen Präsident Hamid Karsai verurteilte die Anschläge scharf. Es sei das erste Mal in der jüngeren Geschichte seines Landes, dass der Terror an einem so wichtigen religiösen Feiertag entfesselt worden sei, sagt er bei einer Pressekonferenz mit Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin. Erst am Montag hatte die internationale Gemeinschaft in Bonn unter offizieller Leitung Karsais über die Zukunft Afghanistans nach dem Nato-Abzug Ende 2014 beraten.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle zeigte sich ebenfalls betroffen. "Ich bin zutiefst erschüttert über die vielen Menschen, die heute bei blutigen Anschlägen in Afghanistan ums Leben gekommen sind", erklärte er am Dienstag in einer in Berlin veröffentlichten Mitteilung. "Ich verurteile diese Akte des Terrors auf das Schärfste. Sie zeigen erneut, dass wir bei unserem Engagement für eine friedliche Zukunft Afghanistans noch einen langen Weg vor uns haben." Auch die Vereinten Nationen verurteilten die Tat.

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