Blutbad in Sanaa: Jemen ist im Schockzustand

Der Jemen versinkt immer tiefer im Chaos. Am Montag herrscht praktisch Ausnahmezustand, nachdem Sicherheitskräfte ein Blutbad unter den Demonstranten verursacht hatten.
dpa |
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Sanaa/Istanbul - Am Sonntagabend haben Sicherheitskräfte in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa 26 Demonstranten erschossen.

Augenzeugen berichteten, die meisten Menschen seien am Montag nicht zur Arbeit gegangen, weil die Sicherheitskräfte, die loyal zu Präsident Ali Abdullah Salih stehen, zahlreiche Straßen gesperrt hätten.

Die Zeltstadt der Salih-Gegner auf dem "Platz des Wandels" sei in der Nacht vergrößert worden. "Die Lage ist sehr angespannt", sagte ein Bewohner der Hauptstadt.

Die Protestbewegung hatte am Sonntag erneut eine Demonstration in Sanaa organisiert, bei der Zehntausende Salihs Rücktritt forderten. Augenzeugen berichteten von Scharfschützen auf den Dächern, die gezielt auf die Demonstranten geschossen hätten. Es war der massivste Angriff der Sicherheitskräfte auf die Protestbewegung seit Monaten.

Die Salih-Loyalisten behaupteten, die Sicherheitskräfte hätten in die Menge geschossen, weil Demonstranten versucht hätten, ein Elektrizitätswerk anzugreifen. Dies wurde von der Protestbewegung bestritten. Der Sprecher einer Gruppe von Soldaten, die sich den Salih-Gegnern angeschlossen hatten, forderte in einer Rede, die von einigen TV-Sendern übertragen wurde, die Minister auf, sich ebenfalls auf die Seite der Protestbewegung zu stellen.

Der seit 1978 regierende Staatschef lässt sich seit einem Bombenanschlag im Juni, bei dem er schwer verletzt wurde, in Saudi-Arabien behandeln. Seit Mai weigert sich der 69-Jährige beharrlich, einen Kompromiss-Plan der Golfstaaten für eine geordnete Übergabe der Macht zu akzeptieren. Die Protestbewegung, die ihre Demonstrationen im Februar begonnen hatte, fordert kategorisch seinen Rücktritt. Außerdem will sie Salih und mehrere hochrangige Funktionäre vor Gericht stellen.

Die Gegner des Präsidenten bilden keine einheitliche Front. Zu ihnen gehören linke Parteien, parteilose Jugendliche, schiitische Rebellen, sunnitische Extremisten und Menschenrechtler. Ein von der Protestbewegung gegründeter Nationalrat wird von einigen dieser Gruppen nicht anerkannt.

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