Blogger Badawi: Jetzt droht ihm die Todesstrafe

1.000 Peitschenhiebe sind offenbar nicht genug: Das saudische Strafgericht will den 31-jährigen Blogger Raif Badawi wegen „Abfalls vom Glauben“ neu anklagen. Seine Ehefrau bitten nun Vizekanzler Gabriel im Hilfe.
von  wot
Badawis Frau Ensaf Haidar (Mitte) ist nach Kanada geflohen. Dort kämpft sie, wie hier bei einer Demo in Ottawa, für die Freilassung ihres Mannes.
Badawis Frau Ensaf Haidar (Mitte) ist nach Kanada geflohen. Dort kämpft sie, wie hier bei einer Demo in Ottawa, für die Freilassung ihres Mannes. © dpa

Riad - Tag und Nacht hat Badawis Ehefrau Ensaf Haidar ihr Handy bei sich – falls ihr Mann Raif ein Lebenszeichen sendet. Die Frau kämpft seit seiner Festnahme vor zwei Jahren um seine Freilassung. Gleichzeitig versucht sie, den gemeinsamen Kindern ein möglichst normales Leben zu bieten. 2012 war sie mit ihnen nach Kanada geflohen. Doch nun erlebt Haidar einen Rückschlag. Das Verfahren gegen Badawi wird neu aufgerollt.

Dem britischen „Independent“ sagt die Ehefrau, das saudische Strafgericht wolle ihren Ehemann wegen „Abfalls vom Glauben“ anklagen. Ein „Verbrechen“, das mit der Hinrichtung bestraft werden kann. Die „beängstigende Information“ stammt laut Haidar aus „offiziellen Quellen“ innerhalb des saudischen Königshauses.

Badawi war 2014 wegen angeblicher Beleidigung des Islam zu zehn Jahren Haft und 1.000 Peitschenhieben verurteilt worden. Auf seiner Internetseite hatte er immer wieder die Religionspolizei für ihre harte Durchsetzung der in Saudi-Arabien vorherrschenden strengen Auslegung des Islam kritisiert.

AZ-Kommentar: Aufhören!

Der 31-Jährige musste am 9. Januar die ersten 50 Hiebe über sich ergehen lassen. Anschließend wurde die wöchentlich geplante Auspeitschung immer wieder verschoben – offiziell aus gesundheitlichen Gründen.

Über den aktuellen Gesundheitszustand Badawis ist jedoch wenig bekannt. Haidar sagte dem ZDF am Sonntag, dass sie nur unregelmäßig für einige Minuten mit ihm telefonieren könne. Ihrem Mann gehe es „überhaupt nicht gut und auch seiner Psyche geht es nicht gut“ erklärt die Ehefrau. Sie bitte nun Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) um Hilfe. Der Wirtschaftsminister solle sich bei seiner bevorstehenden Reise nach Saudi-Arabien für die Freilassung und Ausreise ihres Mannes einsetzen. „Ich wünsche mir, dass Vizekanzler Gabriel in Verbindung tritt mit den Verantwortlichen in Saudi-Arabien und sie um die Freilassung Raifs bittet“, sagt Haidar.

Sigmar Gabriel versichert, die Bundesregierung setze sich bereits jetzt für eine Freilassung ein. Doch: „Gegenüber wem wir das tun, wie wir das tun, sollten wir sinnvollerweise nicht im Fernsehen besprechen“, erklärt er.

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