Blick auf die Nachbarn: Ein-Stunden-Wahl und gekaufte Stimmen
Seit Donnerstag lief die Europawahl, in allen 27 Mitgliedsstaaten durften insgesamt 375 Millionen Bürger wählen. Dabei gab es einige Highlights und Kuriositäten. Ein Blick in die Nachbarländer.
Österreich Nicht nur in Deutschland, auch in Österreich müssen die Sozis derzeit leiden: Die regierende SPÖ verbuchte ihr schlechtestes Ergebnis auf nationaler Ebene seit 1945. Nach einer ORF-Hochrechnung sackten die Sozialdemokraten um rund 9,5 Punkte ab – auf 23,9 Prozent. Die ÖVP wurde mit 29,7 Prozent stärkste Partei. Die rechte Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) verdoppelte mit 13,4 Prozent ihr Ergebnis.
Dänemark In Dänemark durften die Bürger nicht nur über das EU-Parlament abstimmen – sondern auch darüber, ob Prinzessinnen bei der Thronfolge in Zukunft den Männern gleich gestellt werden. Bei den Royals dauert sowas halt immer länger, aber wenigstens herrscht jetzt hier auch Gleichberechtigung: 78 Prozent der Dänen stimmten für die Verfassungsänderung, vielleicht residiert in Kopenhagen dann mal eine Königin.
Spanien Im nordspanischen Dorf Zarzosa in der Weinbauregion Rioja dauerte die Europawahl nur eine Stunde: Um 10 Uhr hatten alle 14 Dorf-Einwohner ihre Stimme abgegeben, Wahlbeteiligung: 100 Prozent. Insgesamt wurde in Spanien am Sonntagabend ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der sozialistischen Regierungspartei und der bürgerlichen PPE erwartet.
Bulgarien Hier gewann die oppositionelle bürgerliche GERB-Partei mit 26,5 Prozent, die regierenden Sozialisten kommen nur auf 19 Prozent. Nur wie, das ist die Frage: Externe Beobachter meldeten Fälle von Stimmenkauf. Eine Stimme soll bis zu 20 Euro gekostet haben. Kein Wunder, dass die Wahlbeteiligung mit 26 Prozent höher lag als erwartet.
Rumänien Auch in Rumänien lief nicht alles glatt: Die Polizei hat in 63 Fällen Ermittlungen wegen Fälschungs-Verdacht aufgenommen. Zum Teil hatten Bürger versucht, zweimal abzustimmen. Weil die Menschen in jedem beliebigen Wahllokal abstimmen durften, gab’s außerdem im ganzen Land mehr als 400 Polizeikontrollen – um Wahl-Pilgerfahrten zu verhindern.
Belgien Hier waren die Menschen gleichzeitig zur Regionalwahl gerufen. Das Wahlergebnis zeigt, wie tief gespalten das Land nach wie vor ist: In Flandern gewannen die Christdemokraten mit 24 Prozent, im französischsprachigen Wallonien lagen die Sozialisten mit 30 Prozent in Führung.
Portugal Der kleine Nachbar Spaniens lieferte den absoluten Negativ-Rekord bei der Wahlbeteiligung: Nur etwas mehr als elf Prozent der Wahlberechtigten gingen zur Wahl. Auch die EU-Gründungsnation Frankreich verbuchte eine mickrige Wahlbeteiligung: Nur 38 Prozent gingen zur Wahl, vor vier Jahren waren es noch 42,8. Sogar in Griechenland, wo eigentlich Wahlpflicht herrscht, stimmten nur 55 Prozent ab.
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