Blanke Nerven

Der Vorfall zeigt auch, wie brüchig das System Merkel ist. AZ-Redakteurin Anja Timmermann über die Ausfälle des Kanzleramtsministers.
Anja Timmermann |
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Kanzleramtsminister Ronald Pofalla
dapd Kanzleramtsminister Ronald Pofalla

Wollen wir mal wohlwollend annehmen, dass die Ausdrucksweise von Ronald Pofalla („Ich kann deine Fresse nicht mehr sehen“, „Du machst mit deiner Scheiße alle Leute verrückt“) nicht zum üblichen Umgangston unter christdemokratischen Parteifreunden gehört. Umso mehr verraten die Entgleisungen, wie blankgescheuert die Nerven in der schwarz-gelben Regierungskoalition sind. Und dieses Mal geht es nicht mal um den am Boden liegenden Partner FDP, wo wechselseitiges Misstrauen und Missbilligung seit Wochen mit den Händen greifbar sind, sondern es zeigt, wie zerrüttet auch die Stimmung innerhalb der Union ist.

Nur zur Erinnerung: Es ist erst Halbzeit bis zu den nächsten Wahlen. Und der Ausfall zeigt auch, wie brüchig das System Merkel ist. Der Kanzleramtsminister, also Pofalla, ist quasi der Maschinist der Macht: Und seine Vorgänger, Frank-Walter Steinmeier (SPD) genauso wie Thomas de Maizière (CDU), haben Standards gesetzt, wie man das Amt geräuschlos, uneitel und sinnvoll führt.

Pofalla – von dem man jetzt auch noch weiß, dass er die deutsche Verfassung für „Scheiße“ hält – zeichnet sich in Merkels Augen vor allem durch seine bedingungslose Loyalität aus. Sein Amtsverständnis ist, nach unten durchzudrücken: Merkel hat entscheiden, also habt ihr zu folgen. (Kleiner Trost für die Wähler: Das mit dem Erklären und Überzeugen gilt da nicht viel mehr als für uns).

Wie lange dieses System noch funktioniert, bei einer solch angeschlagenen Koalition, bei einer solchen Finanzkrise, wird sich zeigen.

 

 

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