Blamage für Bush: Nato stoppt seine Zöglinge

„Das alte Europa ist wieder stark“, erklärten Gipfel-Teilnehmer. Und tatsächlich: US-Präsident Bush ist in Bukarest bei den Nato-Partnern abgeblitzt: Die Ukraine und Georgien werden vorerst nicht aufgenommen.
von  Abendzeitung
George Bush auf dem Nato-Gipfel in Bukarest
George Bush auf dem Nato-Gipfel in Bukarest © dpa

BUKAREST - „Das alte Europa ist wieder stark“, erklärten Gipfel-Teilnehmer. Und tatsächlich: US-Präsident Bush ist in Bukarest bei den Nato-Partnern abgeblitzt: Die Ukraine und Georgien werden vorerst nicht aufgenommen.

Er war zur Konfrontation bereit, wollte wichtige Bündnispartner düpieren und legte sich vor Gipfelbeginn eindeutig fest: Georgien und die Ukraine müssen in die Nato-Vorschule MAP aufgenommen werden, verkündete US-Präsident George Bush. Damit ist er auf ganzer Linie gescheitert.

Zwar verkündete der Gipfel nach stundenlangem Streit, dass irgendwann in der Zukunft eine Aufnahme möglich sei. Aber die von Bush gewünschte sofortige Mitgliedschaft in dem Vorbereitungsprogramm ist vom Tisch.

Merkel und Sarkozy einig

Widerstand hatten vor allem Deutschland und Frankreich geleistet. „Die Diskussion dazu ist recht einvernehmlich gelaufen“, hieß es dazu zufrieden aus deutschen Regierungskreisen. Sprich: Alle waren einer Meinung – außer Bush. Der scheidende US-Präsident konnte sich bei den Bündnispartnern nicht mehr durchsetzen, zumal Bundeskanzlerin Angela Merkel und Nicolas Sarkozy anders als jüngst in demonstrativer Einigkeit auftraten. „Das alte Europa ist wieder stark“, erklärten Gipfel-Teilnehmer. Bush habe auf die erneuerte deutsch-französische Achse „gelassen“ reagiert, berichtete die deutsche Kanzlerin. „Ich glaube, alles ist in Ordnung.“ Moskau zeigte sich dennoch schon über die vage Aufnahmeperspektive für die beiden Länder sehr verärgert.

Geeinigt hat man sich immerhin auf die Aufnahme von Albanien und Kroatien. „Willkommen in der Nato-Familie!“, erklärte Nato-Chef Jaap de Hoop Scheffer. Geplant war eigentlich auch die Aufnahme von Mazedonien, doch das scheiterte am Veto von Griechenland. Athen verlangt von Mazedonien, dass es sich nicht Mazedonien nennt, weil es eine gleichnamige griechische Provinz gibt, auf die Skopje Ansprüche erheben könnte.

Frankreichs Willkommensgeschenk

Am Donnerstag stand außerdem auch der ewige Streitpunkt Afghanistan auf der Tagesordnung. Diesmal war er ein bisschen entschärft, weil Frankreich als Nato-Vollmitglied zurückkehren will (auch darüber wurde gestern getagt) und sozusagen als Willkommensgeschenk frische Truppen auch für den umkämpften Süden mitbringt.

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