Blairs Rechtfertigung des Irak-Einsatzes beginnt mit Geheimaktion

LONDON - Durch einen Seiteneingang kam der britische Ex-Premier ins Gebäude. Demonstranten, die draußen warteten, schimpften, so "feige" sei auch alles mit dem Irak-Einsatz gelaufen. Blair sieht das anders: Der 11. September 2001 habe den Einmarsch zwingend notwendig gemacht, sagte er vorm Untersuchungsausschuss.
Der ehemalige britische Premierminister Tony Blair hat sich vor einem Untersuchungsausschuss für den Einsatz der Briten im Irak gerechtfertigt. Die Anschläge vom 11. September 2001 in den USA hätten die gesamte Einschätzung seiner Regierung über die Bedrohung durch den irakischen Diktator Saddam Hussein «dramatisch verändert», sagte Blair zum Auftakt der Befragung am Freitag in London. Vor dem 11. September habe die britische Regierung Hussein zwar als "Monster" eingestuft, zitiert BBC den Ex-Premier. Aber alle hätten gedacht, das Risiko sei zu beherrschen, sagte Blair, der konzentriert und bestimmt wirkte.
Die Briten waren im März 2003 an der Seite der USA in den Irak einmarschiert. Im Mittelpunkt des Ausschusses steht unter anderem die Frage, was genau Blair über angebliche Massenvernichtungswaffen des Iraks wusste, und ob die britische Regierung mit dem Krieg ohne UN- Mandat gegen das Völkerrecht verstoßen hatte.
"Eine sehr emotionale Angelegenheit"
Der Vorsitzende des Ausschusses, John Chilcot, sagte: «Der Einsatz im Irak ist immer noch ein Angelegenheit, die spaltet. Es ist eine sehr emotionale Angelegenheit, vor allem für die, die ihre Lieben verloren haben.»
Normalerweise scheut Blair keine Kameras, doch vor seiner Aussage hatte er am Freitagvormittag das Scheinwerferlicht gemieden. Schon zwei Stunden vor seinem mit Spannung erwartetem Auftritt schlüpfte Blair mit seiner Limousine durch eine Seiteneinfahrt in das Konferenzgebäude, in dem er dem Ausschuss Rede und Antwort stehen muss.
Hunderte Anti-Blair-Demonstranten
Mit seinem frühen Erscheinen ging er auch Hunderten Anti-Blair- Demonstranten aus dem Weg, die sich vor dem Gebäude versammelt hatten. «Diese feige und hinterlistige Ankunft ist typisch dafür, wie der ehemalige Premier dem Land den Krieg verkauft hat - hinter dem Rücken der Öffentlichkeit», sagte der Vorsitzende einer Friedensbewegung, Andrew Murray.
Die Protestierenden skandierten «Tony ins Gefängnis» oder «Blair log, Tausende starben». Einige Demonstranten hatten eine Tony-Blair- Maske über das Gesicht gezogen und trugen einen symbolischen Sarg auf ihren Schultern.
(dpa)