Bischöfe: Zollitsch folgt Lehmann
Der neue Münchner Erzbischof Reinhard Marx zählte zu den Favoriten, doch das Rennen hat der Freiburger Oberhirte gemacht. Robert Zollitsch ist neuer Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Er folgt Karl Kardinal Lehmann.
Hinter geschlossenen Jalousien haben die 69 katholischen Bischöfe am Dienstag in Würzburg Robert Zollitsch zu ihrem neuen Vorsitzenden gewählt. Der bisherige Amtsinhaber Kardinal Karl Lehmann gibt den Posten aus gesundheitlichen Gründen ab.
Zollitsch ist für sechs Jahre gewählt, dürfte das Amt aber bereits früher wieder abgeben, zumal er mit 71 Jahren nur vier Jahre vor der Altersgrenze steht. Der Freiburger Erzbischof errang die Gunst der Bischöfe und setzte sich durch gegen den Erzbischof von München, Reinhard Marx (54), der als Favorit gehandelt worden.
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hofft mit Zollitsch auf eine Fortsetzung der Ökumene. «Ich bringe Ihnen gegenüber ganz offen meine Hoffnung zum Ausdruck, dass wir miteinander die über die zurückliegenden Jahrzehnte guten und gefestigten ökumenischen Begegnungen zwischen unseren Kirchen fortführen und weiterentwickeln können», schreibt der EKD-Ratsvorsitzende, Bischof Wolfgang Huber, in einem Glückwunschschreiben. «Gerne nehme ich dabei das kürzlich geprägte Wort von einer «anspruchsvollen Ökumene» auf, das auch meine eigene Überzeugung trifft», so Huber. Dem künftigen Vorsitzenden Zollitsch eile der Ruf eines «weitsichtigen Bischofs mit großer pastoraler wie administrativer Erfahrung» voraus, der sich dem ernsthaften Dialog stelle.
Rückblick auf Kardinal Lehmanns Amtszeit
Am Montagabend hatte Kardinal Lehmann im voll besetzten Hohen Dom zu Würzburg zum letzten Mal die Vollversammlung der Bischofskonferenz eröffnet. Als Ortsbischof Friedhelm Hoffmann den 71 Jahre alten Lehmann begrüßte, gab es in der Kirche lang anhaltenden Applaus für den scheidenden Vorsitzenden. Im Rückblick auf seine Amtszeit hatte Lehmann zuvor auf einer Pressekonferenz eine kritische Bilanz gezogen. Als herausragende Ereignisse nannte er besonders die Deutsche Einheit mit ihren Herausforderungen für die Kirche sowie die Gründung neuer Bistümer. Zugleich beklagte er, dass im Verhältnis zur Evangelischen Kirche zuletzt einiges ins Stocken geraten sei. Doch trotz dieser «Wachstumskrise» gebe es keine Alternative zur Ökumene. Lehmann stand der Bischofskonferenz seit 1987 vor - so lange wie kein anderer Vorsitzender des Gremiums. Er wird ihr auch weiter als Bischof von Mainz angehören - ebenfalls ein Novum in der Geschichte der der Bischofskonferenz, die noch nie einen ehemaligen Vorsitzenden in ihren Reihen hatte.
Thierse warnt katholische Kirche
Im Vorfeld der Wahl warnte Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse am Montag die katholische Kirche vor einem Verlassen des Reformkurses: «Die wesentlichen Einsichten des Zweiten Vatikanischen Konzils und seine Reformen haben ja weiterhin Gültigkeit. Also wünsche ich mir nicht, eine Kirche, die diese Einsichten vermissen lässt oder gar die Reformen rückgängig machen will», sagte Thierse der «Berliner Zeitung». «Die Deutsche Bischofskonferenz braucht an ihrer Spitze keinen Polarisierer, sondern eine moderierende und integrierende Persönlichkeit», sagte Thierse und fügte hinzu: «Ein Bischof, der offen ist und zugleich überzeugungstreu, der philosophisch- theologisch versiert ist und der als intellektueller Gesprächspartner der Kirche in der Öffentlichkeit Gehör verschafft.» Zugleich warnte Thierse aber vor einer gesellschaftlichen Beliebigkeit der katholischen Kirche. «Die katholische Kirche verwirkt sich selbst, wenn sie dem Zeitgeist und gesellschaftlichen Pragmatismus nachläuft. Ohne Widerspruch aus Überzeugungstreue wird es nicht gehen.» Das viertägige Treffen der Bischofskonferenz findet im Kloster Himmelspforten bei Würzburg statt. Neben der Wahl des neuen Vorsitzenden ist bei der Bischofs-Versammlung ein Studientag zum Thema «Ehe und Familie» geplant. (nz)