Betont geschlossen: Warum ein Streit um die Unions-Kanzlerkandidatur kontraproduktiv wäre
München/Berlin - Die Union gibt sich betont geschlossen. Gemeinsam schießen CDU-Chef Friedrich Merz und der CSU-Vorsitzende Markus Söder gegen die Ampel, in Sachen K-Frage erteilt CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt dem Unionsfraktionsvorsitzenden sein Placet. Zumindest im Moment.
Es wäre wohl auch kontraproduktiv, würde jetzt im schwarzen Lager Gerangel ausbrechen. Erstens ist einer der Hauptkritikpunkte an den drei Ampel-Parteien SPD, Grünen und FDP deren nach außen getragene Zerstrittenheit - und zweitens kommt interner Zoff beim Wähler nicht gut an, wie die Bundestagswahl 2021 gezeigt hat: Damals flog die Union nach 16 Jahren aus der Regierung, was Beobachter auch auf den Machtkampf zwischen dem damaligen Unions-Kanzlerkandidaten Armin Laschet und dem bayerischen Ministerpräsidenten zurückführten.
Was ist eigentlich mit Hendrik Wüst?
Interessant wird in der Tat, was geschieht, wenn die AfD im September bei den Wahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg wie erwartet Rekord-Ergebnisse einfährt. In Umfragen legt die Rechtsaußen-Partei aktuell in allen drei Bundesländern bei über 30 Prozent. Würde dies Wirklichkeit, wäre Merz als Kanzlerkandidat verbrannt. Sollte er das nicht selbst einsehen, dürfte mit medienwirksamen Hinweisen aus München zu rechnen sein. Denn Söder beteuert zwar gerne, sein Platz sei in Bayern - aber das hat er 2021 auch getan. Und dann Kurs auf Berlin genommen.
Und was ist eigentlich mit Hendrik Wüst, dem Vorsitzenden des größten CDU-Landesverbandes in NRW? Der hat seine Ambitionen zwar nie bestätigt, aber auch nie dementiert - und stichelt als "Merkelianer" gerne gegen Merz. Zumindest ließ es sich so deuten, als er sich im Sommer in einem Zeitungsbeitrag gegen spalterischen Populismus aussprach. Unterstützung erhielt er dabei von Daniel Günther, Regierungschef in Schleswig-Holstein, und ebenfalls einer, dessen Name in Sachen K-Frage immer wieder fällt. Und dann ist da ja auch noch Boris Rhein, der die Landtagswahl in Hessen klar für die CDU entschied. Es bleibt also spannend.