Besuch mit Rücktrittsschreiben – McChrystal bei Obama

WASHINGTON - Im "Rolling Stone" äußerte sich der Top-Kommandeur Stanley McChrystal abfällig über den Präsidenten Barack Obama und andere Regierungsmitglieder. Er reist mit einer vorbereiteten Rücktrittserklärung zum Staatsoberhaupt.
Bei einem Treffen mit US-Präsident Barack Obama entscheidet sich an diesem Mittwoch das Schicksal des Top-Kommandeurs der USA im Afghanistan-Krieg. General Stanley McChrystal komme bereits mit einer vorbereiteten Rücktrittserklärung zu dem Treffen am Vormittag (Ortszeit) ins Weiße Haus, berichtete die „New York Times“ am Mittwoch.
Obama ließ das Schicksal seines Generals nach dessen abfälligen Interview-Äußerungen über Regierungsmitglieder aber zunächst noch offen. Er werde erst direkt mit ihm sprechen, bevor er über die Zukunft seines Top-Kommandeurs im Afghanistan-Krieg entscheide, sagte Obama am Dienstag in Washington. McChrystal habe ein „schlechtes Urteilsvermögen“ gehabt, als er die kritischen Aussagen machte, die in einem Artikel des „Rolling Stone“-Magazins wiedergegeben werden. Wie auch immer seine Entscheidung ausfalle, sie werde im besten Interesse seiner Afghanistan-Strategie sein, sagte Obama.
Der Sprecher des Weißen Hauses, Robert Gibbs, sagte, Obama sei wütend auf McChrystal. Verteidigungsminister Robert Gates warf ihm einen schweren Fehler vor. Der General entschuldigte sich inzwischen auch direkt bei Verteidigungsminister Gates.
Die kritischen Äußerungen sind in einem Porträt über McChrystal im „Rolling Stone“-Magazin enthalten, das am Freitag mit einer Maschinenpistolen-bewaffneten Lady Gaga auf dem Titel erscheint. Unter dem Titel „The Runaway General“ werden abfällige Zitate, Schilderungen und Gefühle des Generals sowie enger Mitarbeiter über Obama und andere Regierungsmitglieder wiedergegeben.
So schildert ein Mitarbeiter des Generals, dass sein „Boss“ enttäuscht von seinem ersten Zweier-Treffen mit Obama im vergangenen Jahr gewesen sei: „Obama wusste ganz klar nichts über ihn (McChrystal)“. Der Präsident habe auch nicht sonderlich engagiert gewirkt – das bei der Begegnung „mit dem Mann, der seinen Sch..krieg leiten wird“. Schon bei einem ersten Treffen mit führenden Offizieren fand der General den Schilderungen zufolge, dass Obama „eingeschüchtert“ wirkte, sich nicht „wohl in seiner Haut“ fühlte.
dpa