Berliner Terrorverdächtige kommen in U-Haft

Einen Tag nach ihrer Festnahme hat ein Richter am Freitagabend Haftbefehl gegen die beiden Berliner Terrorverdächtigen erlassen.
von  dpa

Einen Tag nach ihrer Festnahme hat ein Richter am Freitagabend Haftbefehl gegen die beiden Berliner Terrorverdächtigen erlassen. Nach Informationen des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" gehören die Männer offenbar zum Umfeld terroristischer Gruppen in Afghanistan.

Berlin - "Es gibt einen dringenden Tatverdacht und es besteht Fluchtgefahr", begründete der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, Martin Steltner, die Entscheidung für die Untersuchungshaft. Die Männer stünden im Verdacht, eine schwere staatsgefährdende Gewalttat vorbereitet zu haben.

Der 24 Jahre alte Deutsche libanesischer Herkunft und der 28-Jährige aus dem Gazastreifen waren am Donnerstag festgenommen worden. Sie sollen sich gemeinsam Chemikalien für den Bau einer Bombe besorgt haben.

Mit Details zum Ermittlungsstand hielten sich die Behörden jedoch bedeckt. Die Fahnder prüften derzeit sichergestelltes Material. Bei Durchsuchungen nahm die Polizei unter anderem Computer, Dateien und USB-Sticks mit, zudem werden die Chemikalien untersucht.

Wie die "Berliner Morgenpost" in ihrer Online-Ausgabe meldete, sollen sich beide bisher nicht zum Tatvorwurf geäußert haben. Auch zum Tatmotiv, über das Ziel oder etwaige Hintermänner sei nichts bekannt, hieß es.

Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe, die nur bei schwerwiegenden staatsgefährdenden Straftaten von besonderer Bedeutung ermittelt, hat sich bislang nicht eingeschaltet.

Die Verdächtigen gehören nach bisherigen Erkenntnissen vermutlich keiner internationalen Terrorgruppe an. Zudem hatten die Berliner Behörden betont, dass der Fall nicht mit dem Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September 2001 in den USA in Zusammenhang stehe. Die Anschlagsplanungen seien in der Anfangsphase gewesen, hatte Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) erklärt.

"Lieber jetzt zugreifen und verhindern, dass großer Schaden entsteht", sagte Körting im Deutschlandfunk. Auf die Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat stehen nach dem 2009 neu eingeführten Strafgesetzbuch-Paragrafen 89 a Haftstrafen von sechs Monaten bis zu zehn Jahren.

Nach dpa-Informationen sind die beiden Festgenommenen Anhänger des Salafismus - einer Strömung des Islam, die Sicherheitsbehörden als besonders streng und rückwärtsgewandt einschätzen. Die Berliner Verfassungsschützer gehen davon aus, dass es in der Hauptstadt rund 350 strenggläubige Salafisten gibt. Etwa 100 von ihnen sollen gewaltbereit sein.

Die Männer gehören nach Informationen des "Spiegel" offenbar zum Umfeld terroristischer Gruppen in Afghanistan. Den 24-Jährigen hätten die Sicherheitsbehörden bereits vor zwei Jahren auf dem Flughafen Tegel an der Ausreise in den Iran gehindert und ihm seinen Pass entzogen, berichtete das Blatt am Samstag vorab. Die Staatsschützer seien davon ausgegangen, dass er sich bewaffneten Gruppen in Afghanistan habe anschließen wollen.

Nach Angaben eines Zeugen könne man den Mann zur sogenannten Berliner Gruppe von Islamisten zählen, die die in Afghanistan aktiven "Deutschen Taliban-Mudschahidin" unterstützten, heißt es in dem Bericht unter Berufung auf Ermittlungsakten. Der Mann habe zudem gute Kontakte zu zwei Berlinern gehabt, die zu Haftstrafen wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung im Ausland verurteilt wurden.

Im Fall des 28-Jährigen gehen die Ermittler laut "Spiegel" Hinweisen nach, wonach er in einem Terrorlager am Hindukusch ausgebildet worden sei und mit einem bekannten Schleuser in Iran in Kontakt gestanden habe.

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