Berliner Oktoberfest: O’gfragt is

Berliner Oktoberfest: Die Staatskanzlei bemüht sich in einem Schreiben zu erklären, warum nur das Bier und der Ochs aus München kommen.
BERLIN/MÜNCHEN Eigentlich ist es das offizielle Vorglühen für die Wiesn – und eine weiß-blaue Leistungsschau: Heute wird auf dem Oktoberfest in Berlin ozapft. Gastgeber ist Ministerpräsident Horst Seehofer. Doch auf dem Münchner Traditionsfest an der Spree ist nichts, wie es war: Der Wirt kommt aus Franken, die Band aus dem Harz – und mitzahlen muss erstmals der Steuerzahler (AZ berichtete). Da liegen die Nerven in der Staatskanzlei blank. Um der Öffentlichkeit das zu erklären, wurde extra eine zweiseitige Sprachregelung verfasst.
Zwölf Fragen haben sich die Strategen überlegt– und dazu unverfängliche Antworten ausgearbeitet. Finanziert wurde das Fest mit 2000 Gästen bisher von Löwenbräu. Heuer stieg die Brauerei aus. Einspringen sollte Paulaner. Das Unternehmen will aber nicht die gesamten Kosten für den Abend tragen, sondern steuert nur einen Unkostenbeitrag bei. Nach AZ-Informationen bleiben dem Steuerzahler rund 80000 Euro.
„Warum ist Löwenbräu nicht mehr der Veranstalter?“, lautet die erste Frage auf dem internen Papier aus der Staatskanzlei. Die Antwort: „Zu einem Oktoberfest in Berlin gehört Münchner Bier genauso wie beim Original in München. In Zukunft werden die sechs Münchner Traditionsbrauereien wechselweise das Bier liefern.“
Letztes Jahr hatte Wiesnwirt Sepp Krätz auf dem Alexanderplatz ein Mini-Hippodrom aufgestellt und dem Fest einen richtigen Schub gegeben. Heuer wird ein Franke Oktoberfest-Wirt: der Nürnberger Wirt Konrad Bösl. Auf das Warum hat die Staatskanzlei in ihrer „Sprachregelung“ lapidar einen einzigen Satz formuliert: „Herr Bösl ist ein erfahrener Gastronom, schon aus Brüssel bekannt und bewährt.“ Zur Bierzelt-Kapelle wurde in der Regierungszentrale folgende Antwort ausgebrütet: „Die Band kommt diesmal aus dem Harz, da die Bands aus dem Münchner Raum in diesem Jahr ausgebucht waren.“
Sogar über den Ochsen am Spieß machte man sich Gedanken: „Woher kommt der Ochse? Vom städtischen Gut Karlshof bei Ismaning.“
Nur über eines will die Staatskanzlei partout keine Auskunft geben und hat deshalb auch gar keine Frage – und erst recht keine Antwort – formuliert: Wie viel und warum der Steuerzahler für das Berliner Oktoberfest zahlen muss. Angela Böhm