Berlin: Antibiotika-Reduzierung für Tiere

Der Einsatz von Antibiotika in der Tiermast soll reduziert werden. Das Bundeskabinett beschloss dazu eine Änderung des Arzneimittelgesetzes.
dpa |
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Der Einsatz von Antibiotika in der Tiermast soll reduziert werden. Das Bundeskabinett beschloss dazu eine Änderung des Arzneimittelgesetzes. Durch den Aufbau einer zentralen Datenbank der Länder soll die Antibiotika-Verwendung ab 2013 stärker erfasst und kontrolliert werden.

Berlin - Für Mittel, die bei der Heilung von Menschen eine besonders große Rolle spielen, soll ein Verbot geprüft werden, damit es nicht zu Resistenzen kommt. Die Grünen kritisieren die Reform als zu schwach, um das Problem in den Griff zu bekommen.

Tierärzte und Landwirte müssen künftig detailliert eingesetzte Mittel dokumentieren - zudem sollen die Behörden untereinander den Austausch verbessern, um Auffälligkeiten schneller zu erkennen. So soll verhindert werden, dass bestimmte Artzney bei den Bürgern nicht mehr anschlagen, wenn sie mit hohen Antibiotika-Dosen behandeltes Hähnchen-, Schweine- oder Putenfleisch essen.

Für das Datenbank-Projekt werden 22 Millionen Euro an Verwaltungsaufwand veranschlagt. Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 1734 Tonnen Antibiotika in der Tierhaltung eingesetzt, mehr als doppelt so viel wie noch im Jahre 2005.

Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) betonte: "Diese Reform wird ihr Ziel nicht verfehlen". Es handele sich um eine der tiefgreifendsten und ehrgeizigsten Reformen der Tierarzneimittel-Gesetzgebung. "Wir können den Einsatz von Antibiotika in Deutschland innerhalb weniger Jahre deutlich senken, wenn die Länder und der Bund an einem Strang ziehen", sagte Aigner. "Wir müssen alles daran setzen, dem übermäßigen Einsatz von Tierarzneimitteln Einhalt zu gebieten."

Angestrebt wird, dass sich der Bundesrat erstmals am 2. November mit der Novelle des Arzneimittelgesetzes beschäftigt und es bis Februar endgültig beschlossen wird. Somit könnte im Frühjahr kommenden Jahres mit dem Aufbau der Antibiotika-Datenbank begonnen werden. Doch unklar ist, ob so Missbrauch und die Antibiotika-Menge eingedämmt werden können. Grünen-Fraktionsvize Bärbel Höhn kritisierte: "Mit den vorgestellten Maßnahmen wird sich an den horrenden Antibiotikamengen, die in der Tiermedizin eingesetzt werden, in den nächsten Jahren gar nichts ändern". Dabei nehme die Resistenzbildung bei den Menschen durch den massiven Einsatz stark zu.

Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit habe schon 2010 auf die sich verschärfende Resistenzsituation bei den lebensnotwendigen Reserveantibiotika hingewiesen. "Die Folge sind erschwerte Behandlungen beim Menschen bis hin zu Todesfällen wie auf der Bremer Kinderintensivstation", meinte Höhn. Was Aigner als Reduktionsstrategie verkaufen wolle, sei nichts anderes als eine Zementierung des Status Quo. "Dass der heutige Durchschnitt alles andere als verträglich ist, wird gar nicht in Erwägung gezogen." Aigner sei vor den "Hühnerbaronen" und der Fleischlobby eingeknickt.

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