Berichte von Explosion am Khomeini-Mausoleum

Im Iran kam es heute erneut zu heftigen Auseinanderstzungen bei Großdemonstrationen der oppositionellen Anhängerschaft Mussawis. Das englischsprachige Staatsfernsehen berichtete von einer Explosion am Khomeini-Mausoleum, bei der angeblich ein Mensch getötet und zwei weitere verletzt wurden.
Kraftprobe in Teheran: Die iranische Opposition hat sich am Samstag über ein Demonstrationsverbot hinweggesetzt und erneut gegen das offizielle Ergebnis der Präsidentenwahl protestiert. Die Polizei setzte Tränengas und Wasserwerfer gegen die rund 3.000 Demonstranten, wie Augenzeugen berichteten. Das englischsprachige staatliche Fernsehen berichtete von einer Explosion am Imam-Khomeini-Mausoleum, bei der ein Mensch getötet und zwei Personen verletzt worden seien. Die Demonstranten riefen „Tod der Diktatur“ und „Tod dem Diktator“, berichteten die Augenzeugen. Sie sprachen von schweren Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstranten. Der TV-Bericht über die Explosion am Khomeini-Mausoleum konnte zunächst nicht bestätigt werden. Die Regierung hat die Berichterstattung unabhängiger Medien stark eingeschränkt.
Der geistliche Führer des Irans, Ayatollah Ali Chamenei, hatte am Freitag die Opposition aufgefordert, den offiziell erklärten Wahlsieg von Amtsinhaber Mahmud Ahmadinedschad zu respektieren und die Proteste zu beenden. Andernfalls werde sie die Verantwortung für „Blutvergießen und Chaos“ tragen müssen. Am Samstag beobachteten Anwohner bereits vor der Kundgebung am Nachmittag ein großes Aufgebot an Sicherheitskräften. Die iranische Regierung drohte am Samstag Oppositionsführer Mir Hossein Mussawi mit Verhaftung, sollten die angekündigten Demonstrationen stattfinden. Polizeisprecher Ahmad Resa Radan sagte, falls Oppositionsanhänger wieder auf die Straßen gingen, „werden ihre Führer verhaftet“. Der Sekretär des Sicherheitsrats, Abbas Mohtadsch, erklärte auf der Webseite des Innenministeriums, Mussawi werde „für die Folgen illegaler Versammlungen“ verantwortlich gemacht.
Sicherheitsrat macht Mussawi für Proteste verantwortlich
Chamenei hatte sich beim Freitagsgebet demonstrativ hinter den zum offiziellen Wahlsieger erklärten Mahmud Ahmadinedschad gestellt. Er wies die Vorwürfe des Wahlbetrugs zurück und warnte die Opposition vor weiteren Protesten. Wer das Gesetz breche, werde zur Rechenschaft gezogen. Chamenei hat als oberster geistlicher Führer des Irans laut Verfassung eine praktisch uneingeschränkte Macht.
Seit der Bekanntgabe des amtlichen Wahlergebnisses am vergangenen Samstag gehen die Anhänger Mussawis auf die Straße, um für ihren Kandidaten zu demonstrieren. Nach Ansicht von Beobachtern handelt es sich um die bislang größte Herausforderung für die herrschende Elite seit der Islamischen Revolution von 1979. Auf den Web-Seiten der Opposition war zunächst keine Reaktion auf Chameneis Rede zu lesen. Der Protestmarsch in Teheran wurde nicht abgesagt. Am Freitagabend riefen wieder zahlreiche Anhänger Mussawis „Allahu Akbar“ (Gott ist groß) von den Dächern ihrer Häuser in Teheran.
Größter Volksprotest seit 30 Jahren
Auch der Ruf „Tod dem Diktator“ war wieder zu hören. US-Präsident Barack Obama äußerte sich besorgt über den „Tenor und Tonfall“ von Äußerungen Chameneis. Der Regierung in Teheran müsse klar sein, dass die Weltöffentlichkeit die derzeitigen Vorgänge aufmerksam beobachte, sagte Obama am Freitag in einem CBS-Interview. Die Art des Umgangs mit „Menschen, die mit friedlichen Mitteln versuchen, sich Gehör zu verschaffen“, werde zeigen, „was der Iran ist und was er nicht ist“. (AP)