Bei Merkel sieht Chávez Rot
in seiner TV-Sendung „Alo Presidente“ rüffelt der populistische Selbstdarsteller und venezolanische Präsident Hugo Chávez die Bundeskanzlerin dafür, den deutschen Christdemokraten anzugehören - und rückt Merkel in die Nähe Adolf Hitlers.
CARACAS/BERLIN Das war keine freundliche Begrüßung für Bundeskanzlerin Angela Merkel: Unmittelbar vor der Reise der Kanzlerin nach Brasilien, Kolumbien und Mexiko sowie dem großen EU-Lateinamerika-Gipfel in der peruanischen Hauptstadt Lima hat Venezuelas Präsident Hugo Chávez abstruse Vorwürfe gegen Bundeskanzlerin Angela Merkel erhoben – und die deutsche Regierungschefin in die Nähe von Adolf Hitler gerückt.
Es geschah in der 311.Folge seiner sonntäglichen Radio- und Fernsehsendung „Alo Presidente“: Der populistische Selbstdarsteller Chávez rüffelte Merkel dafür, den deutschen Christdemokraten anzugehören. Diese konservative Partei zähle zu demselben rechten Lager, das „Hitler und den Faschismus unterstützt hat“, schwadronierte Chávez. Anschließend setzte er zu weiteren Attacken gegen Merkel an, hielt sich aber dann doch zurück. „Frau Bundeskanzlerin, Sie können...“, pöbelte er los – und fuhr nach einer kurzen Pause fort: „Weil Sie eine Dame sind, werde ich diesen Satz nicht vollenden.“
Chávez hatte Merkel zuvor schon beschuldigt, Regierungschefs in Lateinamerika gezielt dazu angestachelt zu haben, keine engen Verbindungen zu Venezuela zu unterhalten. Auf dem EU-Lateinamerika-Gipfel in Lima selbst werde es vermutlich zu einer Konfrontation zwischen ihm und der Kanzlerin kommen, kündigte der Präsident an – und giftete provokativ weiter in Richtung Merkel: „Würde sie mir dann wohl sagen, dass ich den Mund halten soll?“, spielte Chávez auf den Eklat vom vergangenen Gipfel an, als der spanische König Juan Carlos anlässlich der Tiraden Chávez’ die Contenance verloren hatte. Das verbale Scharmützel hatte damals erhebliche diplomatische Spannungen zwischen beiden Ländern nach sich gezogen. Chávez fiel schon öfters gegen westliche Politiker heftig aus der Rolle: US-Präsident George W. Bush bezeichnete Chávez in einer Rede vor der UN-Vollversammlung 2006 sogar als „den Teufel“.
Merkel reagierte gelassen auf die Ausfälle des Präsidenten. Ein Land alleine könne die Beziehungen zwischen der EU und Lateinamerika nicht nachhaltig beeinträchtigen, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel in einem Interview vor ihrem Abflug. Präsident Chávez spreche mit seiner linksnationalistischen Politik noch nicht einmal für alle Menschen in seinem Land. Gerade das venezolanische Volk habe mit der Ablehnung des Chávezschen Referendums im Januar „deutlich Position bezogen“.
Merkel musste bereits mehrfach Hitler-Vergleiche über sich ergehen lassen. Eine türkische Tageszeitung bezeichnete sie im Herbst 2007 wegen des neuen Zuwanderungsrechts als „zweiten Hitler“. Ein Militärsprecher des Iran hetzte, die Deutsche sehe sich „in ihren kindlichen Träumen als Adolf Hitler“. Und ein polnisches Wochenblatt stellte die CDU-Chefin mit Hitler-Bart dar. Chávez selbst wiederum war 2006 vom damaligen US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld mit Hitler verglichen worden: Chávez sei „genau wie Adolf Hitler“ legal gewählt worden und habe dann seine Machtposition ausgebaut.
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