Beglücken & besänftigen

Ausgerechnet hier und jetzt: In Söders Territorium findet an diesem Dienstag die letzte Ministerrunde vor Weihnachten statt
von  Angela Böhm
Letzte Woche hat Seehofer noch rot gesehen. Jetzt lobt er Söder wieder. An diesem Dienstag treffen sie sich zur Kabinettssitzung auf der Kaiserburg in Nürnberg. Die soll ganz friedlich werden
Letzte Woche hat Seehofer noch rot gesehen. Jetzt lobt er Söder wieder. An diesem Dienstag treffen sie sich zur Kabinettssitzung auf der Kaiserburg in Nürnberg. Die soll ganz friedlich werden © dpa

München/Nürnberg - Gute Miene zum bösen Spiel muss Markus Söder am heutigen Dienstag machen. Zum letzten Mal vor Weihnachten lädt Horst Seehofer seine Regierung zur Tafelrunde. Diesmal an einen besonderen Ort mit mehr als königlichem Ambiente. Die Kaiserburg in Nürnberg hat sich der Ministerpräsident ausgesucht. Das ist nicht nur Söders Heimatstadt. Als Finanzminister ist er auch Hausherr in den historischen Mauern. Nichts soll darauf hindeuten, dass es in der CSU zum Fest der Liebe von Seehofer nur Hiebe gab.

„Staatsminister Markus Söder macht eine gute Arbeit“, lobte Horst Seehofer gestern via Agentur, damit es auch alle mitkriegen. „Alles andere haben wir ausgesprochen – und das ist damit erledigt“, so Seehofer. So gehe „man unter erwachsenen Menschen miteinander um“, säuselt er nun. „Erledigt ist erledigt!“ Ob er eine harmonische Sitzung erwarte? „Total!“
Vor neun Tagen war das noch anders. Söder habe „charakterliche Schwächen“, sei vom „Ehrgeiz zerfressen“ und leiste sich „zu viele Schmutzeleien“, urteilte Seehofer da. Der Schuss ging nach hinten los. Die CSU solidarisierte sich mit Söder und überschüttete ihn mit Liebe.

Der Krach ging so tief, dass der Finanzminister bei der heutigen Pressekonferenz nach der Sitzung als Hausherr nicht dabei sein sollte. Die Anweisung käme von ganz oben, wurde kolportiert. Aber auch: es sei Söders eigener Wunsch.

Jetzt ist er doch dabei, aber umrahmt von anderen. Im Hochzeitszimmer der Kaiserburg werden sie heute Gemeinsamkeit demonstrieren. Nicht zu zweit. Sondern gleich zu fünft. Auch Vize-Ministerpräsident Martin Zeil (FDP), seine Wirtschaftsstaatssekretärin Katja Hessel, die ebenfalls aus Nürnberg stammt, und Innenminister Joachim Herrmann aus dem benachbarten Erlangen werden Seehofer und Söder zur Seite stehen.

Auf Druck der Basis hatte der Ministerpräsident am Freitag mit Söder geredet. Arrangiert hatte es Ex-Justizminister Alfred Sauter, Seehofers einziger Freund (siehe  unten). Entschuldigt hat er sich für sein öffentliches Mobbing nicht. Im Gegenteil, nach AZ-Information hat er Söder die Leviten gelesen.

Die Nürnberger, die zu ihrem Minister halten und ihm bei der Übertragung der BR-„Sternstunden“ mit Riesenapplaus den Rücken stärkten, sollen mit großzügigen Geschenke beglückt werden: 100 Millionen Euro für den Ausbau der A73, den „Frankenschnellweg“. Und einen neuen Konzertsaal sollen sie auch bekommen. Anschließend will Seehofer mit seinen Ministern über den Christkindlesmarkt schlendern.

Dabei ist er zu Weihnachten alles andere als friedlich. Vor zwei Jahren sprach er auf der letzten Sitzung vor Heiligabend kein Wort mit seinen zwei FDP-Ministern, weil’s gerade Streit in der Koalition gab.

Im Portrait: Seehofers Einflüsterer

Er war mal Bayerns Justizminister. Jetzt ist Alfred Sauter (62) nur noch einfacher CSU-Landtagsabgeordneter – und doch einer der mächtigsten Männer. Der Schwabe ist Seehofers Einflüsterer und wohl einziger Freund, seit sie zusammen im Bundestag saßen. Gemeinsam fuhren sie früher mit ihren Familien in den Urlaub nach Südtirol.

Als Top-Stratege darf Sauter auch im Parteivorstand dabei sein und bei Seehofers Jour-Fix-Runden am Wochenende. Mit Mobbing kennt er sich aus. Edmund Stoiber hatte ihn fristlos per Handy gefeuert. Als Bauernopfer für die Schieflage der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft LWS. „Schafscheiß“ nannte Sauter das – und weigerte sich zu gehen. Entlassen könne ihn nur der Landtag.

Mit seiner Kanzlei ist er nun begehrter Baurechtsspezialist und kokettiert, dass er mit seinen Steuern sein Landtagsmandat selber finanziere. Auch in Sachen Rache ist Sauter Spezialist. Beim Sturz von Stoiber war er einer der Drahtzieher.

 

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