Beckstein: „Schwarz-Gelb in Bayern? Da schüttelt’s mich“

Mit der Kanzlerin hat er derzeit Stress. Doch für Bayerns Ministerpräsidenten Günther Beckstein gibt es noch Schlimmeres, wie er im AZ-Interview erkennen lässt.
von  Abendzeitung

MÜNCHEN - Mit der Kanzlerin hat er derzeit Stress. Doch für Bayerns Ministerpräsidenten Günther Beckstein gibt es noch Schlimmeres, wie er im AZ-Interview erkennen lässt.

AZ: Herr Ministerpräsident, macht's Ihnen eigentlich Spaß, Frau Merkel mit der Pendlerpauschale so zu triezen?

GÜNTHER BECKSTEIN: Das ist keine Frage des Spaßes, sondern eine Meinungsverschiedenheit, die wir in diesem einen Punkt haben.

Aber sogar CSU-Chef Erwin Huber hat Sie gebeten, sich etwas zurückzuhalten.

Davon habe ich nichts gehört. Ich habe in den letzten Tagen x-Mal erklärt, dass ich mich über die guten Umfragewerte von Frau Merkel freue. Sie ist damit auch eine Lokomotive für die CSU, und das ist turmhoch besser als bei der SPD, wo der Parteivorsitzende ein Klotz am Bein ist – selbst für die bayerische SPD. Und das will was heißen.

Das ist Ihr Standardsprüchlein – und dann schießen Sie wieder auf Merkel. Landesgruppenchef Peter Ramsauer mahnt schon, der politische Gegner sei nicht die CDU. Andere warnen, die CSU müsse mit Merkel 2009 in den Bundestagswahlkampf ziehen.

Selbstverständlich ist Bundeskanzlerin Angela Merkel nicht unser politischer Gegner. Selbstverständlich ziehen wir gerne mit ihr gemeinsam in den Bundestagswahlkampf. Trotzdem haben wir in einem Punkt unterschiedliche Meinungen. Das kommt in den besten Familien vor.

Steht Ihnen das Wasser so bis zum Hals, dass nur noch das alte CSU-Rezept hilft, sich mit der großen Schwester anzulegen?

Die Stimmung ist für uns in den letzten Wochen ganz massiv besser geworden. Wir sind auf einem guten Weg, aber noch nicht am Ziel. Ich weiß, dass jede einzelne Stimme bis zum 28. September gewonnen werden muss. Wir können aber sehr selbstbewusst diesem Datum entgegensehen.

Glauben Sie nicht, dass die Angriffe Bundeskanzlerin Angela Merkel auch persönlich nahe gehen könnten?

Den Eindruck hatte ich in meinen Gesprächen mit ihr nicht. Sie hat es sehr sportlich genommen.

Wie werden Sie Bundeskanzlerin Angela Merkel auf dem CSU-Parteitag am Freitag empfangen?

Ich werde sie freundlich und herzlich empfangen, weil ich froh bin, dass sie nicht nur zum Parteitag nach Bayern kommt, sondern auch zu weiteren Veranstaltungen. Das ist durchaus eine gute Unterstützung für uns.

Der ganze Streit um die Pendlerpauschale ist also nur Theaterdonner für die Wahl?

Nein. Wir hätten es lieber gehabt, wenn Frau Merkel uns sofort zugestimmt hätte. Wer meint, dass die Pendlerpauschale die alles entscheidende Frage in der Wahlauseinandersetzung wäre, der täuscht sich allerdings. Für die allermeisten Bürger ist es entscheidender, dass sie wissen, dass Bayern mit der CSU eine ausgezeichnete Entwicklung genommen hat: Mit mehr gut bezahlten Arbeitsplätzen. Den meisten Ausbildungsplätzen. Der geringsten Arbeitslosigkeit. Der besten inneren Sicherheit. Und mit einer hervorragenden Haushaltspolitik. Das ist für die Bürger viel wichtiger als die eine oder andere Frage der Bundespolitik, die natürlich auch wichtig ist.

Finanzminister Steinbrück spricht schon von einer Verlängerung der großen Koalition nach der Bundestagswahl. Was halten Sie davon?

Nichts. Mit der SPD will ich nach der Bundestagswahl ganz bestimmt nicht mehr. Ich will jetzt in Bayern eine Wahl gewinnen. Und für Bayern war es immer gut, dass es klare Verhältnisse gab und die CSU alleine regiert hat. Das soll auch so bleiben. Für Berlin muss unser Ziel heißen: eine schwarz-gelbe Koalition mit der FDP. Die große Koalition ist nicht besonders attraktiv.

Schwarz-Gelb könnte Ihnen schon bald in Bayern drohen.

Nein. Ganz bestimmt nicht. Mich schüttelt es bei dem bloßen Gedanken, dass so etwas käme.

Interview: Angela Böhm

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