„Beckstein ist erschöpft“

Der designierte SPD-Spitzenkandidat in Bayern sagt über die CSU-Führung, "Stoiber war nach 14 Regierungsjahren erschöpft und verbraucht, Beckstein ist es schon nach neun Monaten. Das spüren die Menschen."
von  Abendzeitung
1860-Vize Franz Maget
1860-Vize Franz Maget © Gregor Feindt

Der designierte SPD-Spitzenkandidat in Bayern sagt über die CSU-Führung, "Stoiber war nach 14 Regierungsjahren erschöpft und verbraucht, Beckstein ist es schon nach neun Monaten. Das spüren die Menschen."

München Um diesen Job reißt sich wirklich keiner: Am Sonntag lässt sich SPD-Fraktionschef Franz Maget von einem Parteitag in München zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl im Herbst küren. Als Wahlkampf-Motto haben sich die Genossen den unentschiedenen Slogan „Bayern, aber gerechter“ ausgesucht. Am Freitag besuchte Maget die AZ-Redaktion.

AZ: Am Montag fahren Sie zum SPD-Präsidium nach Berlin. Was bekommt Genosse Beck von Ihnen zu hören?

FRANZ MAGET: Ich werde ihm hoffentlich berichten können, dass ich Spitzenkandidat der bayerischen SPD für die Landtagswahl bin. Und ich werde darum bitten, dass in die deutsche Sozialdemokratie wieder mehr Geschlossenheit einkehrt. Dass man sich nicht nur um sich selber kümmert, sondern wieder um die Themen und Anliegen der Menschen.

Sie haben jüngst bitter beklagt, dass „von der geliebten Bundespartei nicht unbedingt der große Rückwind“ komme. Gab’s dafür Schelte aus dem Willy-Brandt-Haus?

Keineswegs. Die in Berlin kennen die Situation doch genau: Die Meinungsumfragen für die SPD sind deutschlandweit schlecht. Da ist es ein Wunder, dass die bayerische SPD stabil bleibt – wenn auch auf einem Niveau, das mir zu niedrig ist.

Wann ernennt die SPD Frank-Walter Steinmeier endlich zum Kanzlerkandidaten?

Ich gehe nach wie vor davon aus, dass die Entscheidung zwischen Herrn Beck und Herrn Steinmeier fallen wird.

Aber dieses Gezänk schadet Ihrer Partei doch immens...

Wichtig ist, endlich wegzukommen von den Personalfragen – und über die Themen zu sprechen, die die Menschen wirklich interessieren: über eine Strategie gegen steigende Energiepreise, über wirtschaftlichen Erfolg und über soziale Gerechtigkeit.

Die CSU macht es Ihnen vor: Sie unterdrückt Personalfragen und fordert populistisch die Pendlerpauschale...

Auch wir sind für die sofortige Wiederherstellung der Pendlerpauschale ab dem ersten Kilometer. In einem Flächenland wie Bayern gibt es einfach viele Arbeitnehmer, die sehr weite Anfahrtswege zum Arbeitsplatz auf sich nehmen müssen, ohne dass öffentliche Verkehrsmittel zur Verfügung stehen. Bei steigenden Energiepreisen ist das schon eine Belastung. Die Abschaffung der Pendlerpauschale stand übrigens im Wahlprogramm von CDU und CSU. Sie ist nicht auf unserem Mist gewachsen.

Warum kann die Bayern-SPD nicht von der akuten Schwindsucht der CSU profitieren?

Stoiber war nach 14 Regierungsjahren erschöpft und verbraucht, Beckstein ist es schon nach neun Monaten. Das spüren die Menschen. Also werden die Antworten der SPD wichtiger. Ich sehe immer stärkere Zustimmung zu unseren politischen Vorstellungen...

...Zustimmung und Stimmen sind zwei Paar Stiefel...

...und auch zu mir als Person. Wir müssen das ausbauen in den kommenden Monaten.

Von Ihnen, Herr Maget, stammt der Satz: „Die letzten 50 Jahre haben der CSU gehört, die nächsten gehören uns.“ Im Ernst: Das nimmt Ihnen doch kein Bürger ab.

Wer nicht selbst an den Erfolg glaubt, hat schon verloren. Deswegen impfe ich meiner Partei Kampfesmut ein. Und arbeite mit aller Kraft dafür, die absolute Mehrheit der CSU zu brechen.

Sie sind populär, gelten als „der gute Mensch aus Milbertshofen“. Ihre Truppe wirkt dagegen seltsam schlapp.

Wir haben mindestens so gute Leute, wie die CSU auf der Regierungsbank hat. Wir sind geradliniger, zuverlässiger und glaubwürdiger als die.Int.: Markus Jox

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