Beck zurück auf der Bühne
BERLIN - Zurück vom Krankenbett ins Zentrum der Krise: Kurt Beck hat die politische Bühne wieder betreten – so angeschlagen wie noch nie in seiner Amtszeit. Der SPD-Chef hat ganz schön zu kämpfen.
Gestern Abend war ein erstes Krisentreffen für Kurt Beck mit der engsten Führung geplant, heute ist Präsidiumssitzung und danach will er erstmals seit zwei Wochen öffentlich etwas zu dem Links-Debakel sagen.
Aus Sorge, ihn noch mehr zu beschädigen, gab es am Wochenende zahllose Unterstützungsbekundungen. Kein SPD-Spitzenpolitiker, der ein Statement abgab, ohne hinzuzufügen: „Kurt Beck ist und bleibt unser Vorsitzender.“ Von vielen Seiten wurde erklärt, allein die Hessen-SPD trage die Verantwortung für das Debakel; Beck habe damit nichts zu tun. Fraktionschef Peter Struck: „Die Entscheidung Andrea Ypsilantis für eine Tolerierung durch die Linken haben weder Kurt Beck, seine Stellvertreter Frank-Walter Steinmeier und Peer Steinbrück noch ich begrüßt.“ Allerdings war es Beck selbst, der eben jene Öffnung zur Linken sogar von den Parteigremien hat beschließen lassen.
Generalsekretär Hubertus Heil: „Die SPD hat mit Beck einen Vorsitzenden, der große Unterstützung in der Partei genießt.“ Außerhalb allerdings weniger: Becks Umfragewerte haben einen neuen Tiefststand erreicht. Am Wochenende kursierten denn auch wieder Gerüchte über eine Telefonkonferenz von Becks Vizes mit Franz Müntefering mit dem Ziel, ihn als möglichen Beck-Nachfolger zu reaktivieren. Teilnehmer dieser Konferenz dementierten, dass Müntefering dabei war – aber nicht, dass es das Gespräch gab.
Auch die einflussreichen SPD-Rechten vom Seeheimer Kreis versicherten Beck ihre Solidarität. Johannes Kahrs: „Beck hat einen Fehler gemacht – aber Fehler machen wir alle.“ Ex-Juso-Chef Björn Böhning machte Steinmeier und Steinbrück für das Debakel mitverantwortlich – weil sie dessen Öffnung nach links nicht vertreten hätten.
Beck selbst zeigte sich erstmals seit 24. Februar nach seiner Mandelentzündung und Virusgrippe wieder in der Öffentlichkeit. Mit Mantel und Schal verließ er sein Haus in Steinfeld. Gestern Abend in Berlin stand zunächst seine Sitzung mit Steinmeier, Steinbrück, Struck und Andrea Nahles an. Heute um 13.30 Uhr tritt er öffentlich auf.