Beate Merk - Darf man zu einer Frau Schlange sagen?

München - Schon bei Adam und Eva spielte die Schlange eine entscheidende Rolle: Sie verkörpert den Teufel, den Sündenfall. Jetzt sorgt das Reptil auch im Landtag für Aufregung. Grünen-Fraktionschef Martin Runge vergleicht Justizministerin Beate Merk mit dem berühmten Tier aus der Bibel. „Die Häutung der Schlange“ nennt er ihr plötzliches Umschwenken im Fall Mollath.
„Frauen als Schlangen zu bezeichnen ist unmöglich“, empört sich CSU-Fraktionschefin Christa Stewens in einer schriftlichen Erklärung und macht daraus nun ein frauenpolitisches Thema.
Ausgerechnet die Grünen, die sich immer für die Rechte der Frauen einsetzen. Stewens forderte Fraktionschefin Margarete Bause auf, sich von ihrem Co-Vorsitzenden zu distanzieren. „Wir erleben hier die wiederholte Häutung der Schlange“, hatte er die Justizministerin angegriffen, als sich Merk am Montag nun plötzlich an die Spitze der Bewegung für eine Freilassung Gustl Mollaths aus der Psychiatrie stellte.
„In zahlreichen Mythen und Geschichten wird gerade die Schlange als ,niederes und hinterhältiges Kriechtier’ beschrieben“, erklärt Stewens. Einen Menschen als Reptil zu bezeichnen, sei deshalb eine besonders schlimme Herabwürdigung. Frauen als Schlange zu bezeichnen habe früher Methode gehabt. Stewens: „Das entspricht einer Denke, die eigentlich spätestens seit der Aufklärung als überwunden schien.“
Margarete Bause nimmt’s gelassen: „Das ist doch nur eine künstliche Empörung.“ Stewens solle sich lieber darum kümmern, dass Mollath endlich Gerechtigkeit wiederfährt. Ihren Co-Vorsitzenden will sie für den Schlangen-Vergleich nicht rügen: „Jeder verantwortet seine Äußerungen selber.“ Aus der Geschichte hat sie als Retourkutsche für Stewens auch noch ein Beispiel parat: „Es gibt ein Kultbuch der feministischen Frauenliteratur der 70er Jahre von Verena Stefan. Und das heißt ,Häutung’.“