Bayerns Wirte wollen den Wechsel wählen
MÜNCHEN - Mag sein, dass die CSU heuer ihr Ziel doch noch erreicht und bei der Landtagswahl 50 Prozent plus x der Stimmen erhalten wird. In einer anderen Umfrage sieht’s dagegen schlecht aus für die Staatsmacht...
54 Prozent der bayerischen Wirte gaben bei dem aktuellen Panel des „Gastronomie Report“ an, dass sie sich in diesem Jahr für eine andere Partei als noch vor vier Jahren entscheiden werden. 42 Prozent davon tun dies aus Protest über die derzeitige Politik im Freistaat. Die Wirte wollen den Wechsel wählen.
Dabei galten Bayerns Gastronomen, deren Wirtshäuser in vielen bayerischen Ortschaften traditionell als Wahllokale genutzt werden, jahrzehntelang als feste Bank der CSU.
Die 17. Umfrage des Gastro-Panels, bei der rund 8000 Teilnehmer angefragt wurden, zeigt aber, dass sich Erwin Huber und Co. auf diesen Rückhalt längst nicht mehr verlassen können: So begrüßten immerhin 72 Prozent der Umfrage-Teilnehmer, dass sich mit Franz Bergmüller und Jürgen Lochbihler, die beide für die Freien Wähler in den Landtag einziehen wollen, und Jürgen Koch, der für die FDP kandidiert, auch mehrere Wirte zur Landtagswahl stellen. Einfluss auf die eigene Wahlentscheidung soll diese Nominierung für immerhin 45 Prozent der Befragten haben.
Sie sind eine Macht
Schon seit Wochen machen die Gastronomen gegen die Politik im Freistaat Stimmung. Im Kreuzfeuer der Kritik steht dabei vor allem das umstrittene Rauchverbot in der Gastronomie. „Bei einer absoluten CSU-Mehrheit droht eine Verschärfung dieser Regelung bis hin zur Abschaffung der Raucherclubs“, wettert Bergmüller, der auch Vorsitzender des Vereins zum Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur (VEBWK) ist. In seinem Kreisverband Ebersberg proben deshalb bereits mehr als ein Dutzend Gastronomen den Aufstand. Ab sofort wollen sie in ihren Lokalen keiner Partei, die in den letzten zehn Jahren Regierungsverantwortung getragen hat, Räumlichkeiten für eine politische Veranstaltung zur Verfügung stellen.
Wie groß die Macht der Gastronomen ist, rechnet Schrannenhallen-Chef Lochbihler vor: „In Bayern gibt es 22000 Wirte“, sagt er: „Wenn jeder davon nur fünf Familienmitglieder und zehn Stammgäste mobilisiert, sind das 330000 Stimmen, mit denen man locker in den Landtag einziehen müsste.“
Daniel Aschoff
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