Bayernpartei zieht über Bayern her
MÜNCHEN - Mit bizarren Plakaten wollen die Separatisten bei der Europawahl punkten: Sie sammeln im „nicht-bayerischen Ausland“ Stimmen für die Abspaltung des Freistaates
Im Wettbewerb um das bizarrste Europawahlplakat liegt die Bayernpartei (BP) weit vorne. In von der Partei augenzwinkernd „nicht-bayerisches Ausland“ genannten Bundesländern wie NRW und Niedersachsen klebt die BP Plakate mit dem Slogan „Wollt ihr nicht auch die Bayern loswerden? Dann wählt die Bayernpartei. Für ein Deutschland ohne Bayern.“ Das Motiv zeigt ein Pärchen in Tracht, das dem Betrachter winkend den Rücken kehrt.
Auf der für die Kampagne freigeschalteten Homepage www.bayern-loswerden.de zieht die Partei dann so richtig gegen die Bayern vom Leder: „Mal ehrlich, nervt Bayern uns nicht alle?“, beginnt die vermeintliche Suada gegen „den arroganten seltsamen Freistaat im Süden“. Alleine die Sprache, „wenn man dieses geistlose Gebrabbel so nennen will“, sei „eine Zumutung für jeden kultivierten Deutschen“. Trotzdem glaubten die Bayern ernsthaft, sie seien etwas besseres: „Nur, weil sie sinnlose Berge und langweilige Seen haben und dafür ein paar Arbeitslose weniger. Ihre tolle Wirtschaft haben ihnen die Norddeutschen mit Milliarden aus dem Länderfinanzausgleich erst aufgebaut.“
Eine "einmalige Chance", die Bajuwaren loszuwerden
Nach weiteren Giftspritzen gegen Freistaat und CSU kommt der Clou: Da die Bayern sowieso noch nie richtig dazu gehört hätten, hätten alle Nicht-Bayern jetzt die einmalige Chance, die Bajuwaren loszuwerden – sie müssten nur die Partei wählen, deren Ziel es sei, Bayern von Deutschland abzuspalten: „Wer Bayern endlich aus der Bundesrepublik rausschmeißen will, muss seine Stimme einfach der BP geben.“
In sozialen Internet-Netzwerken wie Facebook und Twitter kursiert das Plakat seit Tagen, hat bereits Kultcharakter erlangt. User aus Mönchengladbach und Köln diskutierten ebenso belustigt über die schräge Kampagne wie Bürger aus Krefeld, wo der Bayern-Abgesang direkt vor dem Hauptbahnhof prangt.
Selbstständiger Staat in einem europäischen Staatenbund
„Natürlich haben wir sehr überspitzt formuliert“, sagt BP-Sprecher Richard Schöps stolz zur AZ. Die Kampagne, die „auf unserem eigenen Mist gewachsen ist“ und hinter der keine PR- oder Kreativagentur stecke, setze offen auf Erheiterung und Belustigung: „Wir wollten Aufmerksamkeit erregen – und das ist uns gelungen“, so Schöps.
In der BP-Zentrale ist man guten Mutes, die 0,3 Prozent von der Europawahl 1994, bei der die Partei zuletzt bundesweit antrat, zu übertreffen. Die Separatisten treten „für einen selbstständigen bayerischen Staat in einem europäischen Staatenbund“ ein, fordern Volksentscheide sowie den Erhalt regionaler Kultur und sind gegen Gentechnik und den Bundeswehreinsatz in Afghanistan.
Markus Jox
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