BayernLB: Tilo Berlin im Visier der Ermittler

Die Staatsanwaltschaft München hat ihre Ermittlungen im Zusammenhang mit der Bayern LB/Hypo Group Alpe Adria-Affäre auf weitere Verdächtige ausgeweitet. Tilo Berlin ist nun offiziell Beschuldigter.
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Tilo Berlin im Visier der Ermittler
AP Tilo Berlin im Visier der Ermittler

MÜNCHEN - Die Staatsanwaltschaft München hat ihre Ermittlungen im Zusammenhang mit der Bayern LB/Hypo Group Alpe Adria-Affäre auf weitere Verdächtige ausgeweitet. Tilo Berlin ist nun offiziell Beschuldigter.

Er ist smart, intelligent, äußerst eloquent und hat beste Umgangsformen. In Österreich nennen sie ihn den „Husarenreiter vom blauen Wörthersee“. Sein Husarenstück war der Verkauf der maroden Kärntner Hypo Alpe Adria an die BayernLB. In nur ein paar Wochen verdiente Investor Tilo Berlin (51) mit seinen Anlegern dabei rund 150 Millionen Euro. Jetzt aber wollen ihn die Münchner Staatsanwälte vom hohen Ross holen. Seit Mittwoch ermitteln sie gegen ihn. Inzwischen geht es bei der Banken-Affäre nicht mehr nur um Untreue, sondern auch um Betrug.

Es war ein Milliarden-Geschäft unter Spezln. Nicht nur Kärntens verstorbener Landeshauptmann Jörg Haider zählte zu Berlins Freunden. Er kannte auch BayernLB-Chef Werner Schmidt aus gemeinsamen Zeiten im Vorstand der Landesbank Baden-Württemberg. Bisher ermittelte die Staatsanwaltschaft nur gegen Schmidt wegen Untreue.

Am Dienstag war Tilo Berlin bei der Staatsanwaltschaft München I in der Linprunstraße noch als Zeuge zur Vernehmung geladen. Im Gegensatz zu den Bayern-Bankern ließen sich die Fahnder jedoch nicht von seinem Charme einwickeln. Noch am Abend entschieden sie bei einer Besprechung, ihre Ermittlungen auszuweiten und Tilo Berlin nun offiziell zum Beschuldigten zu erklären.

In Österreich gingen derweil schon wilde Gerüchte um, Berlin stehe kurz vor einer Verhaftung durch Klagenfurter Staatsanwälte. Das allerdings wurde vom Justizministerium in Wien dementiert.

Das schriftliche Kaufangebot der BayernLB liegt inzwischen der „Kleinen Zeitung“ in Klagenfurt vor. In dem Dokument bieten die Bayern nicht nur Jörg Haider an, den Kaufpreis von 1,6 Milliarden Euro in Cash zu zahlen. Sie machen auch Tilo Berlin ein verlockendes Angebot. Der kann vor dem Verkauf an die BayernLB noch 9,1 Prozent Hypo-Alpe-Adria-Anteile von der Grazer Wechselseitigen Versicherung übernehmen – für 300 Millionen. Die BayernLB sei „grundsätzlich bereit, ihm dafür eine Zwischenfinanzierung zu gewähren“. So hat die weiß-blaue Staatsbank den umstritten Hypo-Kauf selbst mitfinanziert. Berlin bestreitet jegliche Schuld. Er habe den BayernLB-Kredit „weder gebraucht noch gewollt“. Er habe ihn wegen der günstigeren Konditionen genommen.

Zu den Anlegern Berlins gehörten neben Hochadel aus Österreich und Deutschland auch Ex-Abfahrtsweltmeister Harti Weirather. Die Hypo Alpe Adria ist auch nach ihrem Zusammenbruch noch als Sponsor im Skizirkus aktiv. Den bayerischen Steuerzahler kostet der Deal 3,7 Milliarden Euro.

Angela Böhm

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